Bewerbung als chemisch-technischer Assistent/ Chemielaborant

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aromatisch
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Registriert: 07.05.2014, 20:11

Bewerbung als chemisch-technischer Assistent/ Chemielaborant

Beitrag von aromatisch »

Hallo Ihr hilfreichen Leute!

Erstmal vielen Dank für die zahlreichen Tipps, welche hier so umherschwirren, ich habe schon viel versucht umzusetzen, bin mir aber dennoch an einigen Stellen sehr unsicher, ob mein OEuvre auch wirklich veröffentlichungstauglich ist.

Nun erstmal kurz zu meiner Situation:
Ich habe einen recht unschönen Lebenslauf. Zuerst ein abgebrochenes Chemiestudium (aufgrund einer depressiven Episode, würde ich natürlich im Arbeitsumfeld nicht so erwähnen), habe das Vordiplom noch absolviert, danach wurde es schon wackelig. 2010 bin ich Mutter geworden und habe dann mit 28 einen Ausbildungsplatz zum Chemielaboranten bekommen. Diese Sache war ein Griff in die Örtlichkeiten, ich wurde nicht ausgebildet, sondern sollte nur arbeiten, meine Anstrengungen dies zu ändern, endeten in einer sehr schlechten Behandlung durch meinen Chef.
Ich wechselte im Februar an eine CTA-Schule, konnte durch mein Vorwissen direkt in die Abschlussklasse einsteigen und bin im Juli fertig.
Bisher habe ich einen Notenschnitt von 1,0, selbiger steht auch auf meinem Berufsschulabgangszeugnis, welches ich nach dem Wechsel von Chemielaborant zu CTA erhielt. Meine Lehrer haben eine extrem gute Meinung von mir, ich habe keinerlei Probleme mit dem Schulstoff und auch praktisch habe ich mich schnell in die Klasse eingelebt. Meine Klassenlehrerin meinte heute zu mir, ich sei die, die am ehesten einen Job bekomme, ich sei hilfsbereit, geduldig, könne gut erklären und würde Sachverhalte schnell verstehen.
Dennoch ist es wieder ein Knick im Lebenslauf, ich finde mich normal bis mittelmäßig und die Angst, zu schlecht für Stellenangebote zu sein, lähmt mich.
Naja, wie dem auch sei, ich habe eine interessante Stellenausschreibung gefunden. Im Hauptaufgabengebiet habe ich nur geringe Erfahrung, finde es aber verständlich und unerklärlich faszinierend. Von zwei geforderten Themen habe ich nicht wirklich Ahnung und noch zwei weitere sind mir theoretisch bekannt und verständlich, aber die Praxis fehlt mir. Es wäre unbefristet, nach Tarif bezahlt und in meiner Wunschstadt. Außerdem gefällt mir die Firmenphilosophie, es ist eine Fair Company, welche u.a. Praktika entlohnt und Akademiker nicht mit Praktika ausbeutet.

Hier ist mein Entwurf für mein Bewerbungsschreiben:
Sehr geehrter Herr PERSONALER,

um die Frage in Ihrer Stellenauschreibung zu beantworten: Ja, Sie haben mein Interesse geweckt. Um dies zu einer Gegenseitigkeit zu führen, nehmen Sie Sich doch die Zeit und lernen auch mich kennen.
(ist das eine mischung aus zu frech und zu geschwollen?)

Derzeit besuche ich die Höhere Berufsfachschule zur chemisch-technischen Assistentin in Verratichnicht und werde diese zum 15. Juli erfolgreich abschließen. Nun blicke ich gespannt der kommenden Zeit entgegen und freue mich auf meinen Berufseinstieg.

DIE FIRMA steht für Innovationen, aber auch für Fairness, Respekt und Verlässlichkeit. Diese Werte haben mich berührt und ich möchte Ihr Team mit ebendiesen Grundsätzen bereichern. In meinem Umfeld schätzt man mich als geduldig und hilfsbereit. Ich lege großen Wert auf ein gutes Verhältnis zu meinen Kollegen und Mitschülern, schöpfe aus Teamgeist und blicke gerne auf gemeinsam erreichte Ziele. (klingt das, als könnte ich alleine nichts?)
Natürlich können Sie auch fachlich von mir als Mitarbeiterin profitieren: Die schulischen Anforderungen meistere ich einwandfrei, mit Fleiß und guter Auffassungsgabe erweitere ich stets mein Fachwissen. Während meiner Ausbildungszeit wurden mir bereits nach kurzer Zeit feste Aufgaben anvertraut, deren Ablauf ich eigenständig plante, von der Priorisierung der Proben bis zur Dokumentation der Ergebnisse.

Als Berufsanfänger werde ich auf so manches Neuland stoßen. In dem Maße wie die Analytik voranschreitet, gehört Weiterbildung allerdings zum Beruf und ich traue mir zu, meine theoretischen Grundlagen zusammen mit Ihnen zu Expertise weiterentwickeln zu können.

Nun da sie mich ebenso etwas kennengelernt haben: Beruht das Interesse auf Gegenseitigkeit? Ich freue mich auf Ihre Antwort und eine Einladung zum persönlichen Gespräch."
Ich wollte vor allem betonen, dass ich mich unter Kollegen und Mitschülern gut eingliedere, mich viele Leute durch meinen Humor schätzen, durch meine Bereitschaft zu helfen (ich gebe Mitschülern auch gerne Nachhilfe) und ich habe durch Uni, Ausbildung und Schule gute Vertraute und Freunde gefunden. (Was ich selbstverständlich nicht zwangsweise erwarte von einem Arbeitsplatz, ist ja keine Freundschaftbörse.).
Außerdem bin ich tatsächlich nicht auf den Kopf gefallen, manchmal zwar etwas verwirrt, häufig brauche ich ein wenig, um mich zu sammeln, aber ich verstehe schon einiges, kann logisch herleiten usw. Zu einem promovierten Chemiker hätte ich nicht getaugt, aber etwas anspruchsvoller darf es vielleicht schon werden mit der Zeit. Das war mein zweiter Schwerpunkt.

Leider gehe ich jetzt ja null auf die geforderten Methoden ein! Aber es ist schon so voll, dass ich nicht mehr unterbringe. Vielleicht hättet Ihr da noch etwas Input für mich parat? :-)
Über weitere Anregungen freue ich mich natürlich auch, bin noch ganz frisch im Bewerbungsmetier und meine letzten Bewerbungen wären eher peinliche "Hiermit bewerbe ich mich als..."-Bewerbungen.

Danke für die Hilfe!
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TheGuide
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Re: Bewerbung als chemisch-technischer Assistent/ Chemielabo

Beitrag von TheGuide »

Man kann hier im Forum schon den Eindruck bekommen, dass Depression die neue Volkskrankheit ist. Ist aber vermutlich ein schiefer Eindruck bedingt, dadurch, dass ein großer Teil derer, hier Hilfe suchen, schlichtweg Probleme mit der Stellenfindung hat und bei vielen ein Grund dafür eine psychische Erkrankung, wie eben Depression ist.
aromatisch hat geschrieben:Sehr geehrter Herr PERSONALER,

um die Frage in Ihrer Stellenauschreibung zu beantworten: Ja, Sie haben mein Interesse geweckt. Um dies zu einer Gegenseitigkeit zu führen, nehmen Sie Sich doch die Zeit und lernen auch mich kennen.
(ist das eine mischung aus zu frech und zu geschwollen?)
Das ist weder frech noch geschwollen. Es ist Platzverschwendung.
Derzeit besuche ich die Höhere Berufsfachschule zur chemisch-technischen Assistentin in Verratichnicht und werde diese zum 15. Juli erfolgreich abschließen. Nun blicke ich gespannt der kommenden Zeit entgegen und freue mich auf meinen Berufseinstieg.
Voraussichtlich erfolgreich. Es sei denn, du hast die seherische Gabe.
DIE FIRMA steht für Innovationen, aber auch für Fairness, Respekt und Verlässlichkeit.
Erzähl dem Personaler der Firma X nichts über die Firma X, der arbeitet dort und kennt seinen Laden, hat möglicherweise einen Teil der Werbbotschaft, die du wiedergibst, selbst verfasst.

Natürlich können Sie auch fachlich von mir als Mitarbeiterin profitieren:
Das ist doch viel wichtiger als die vermeintlich gemeinsamen Werte bzw. deine Softskills (okay, die kommen im Folgenden auch noch mal). Und trotzdem kommt diese Info recht spät und recht versteckt.
und ich traue mir zu, meine theoretischen Grundlagen zusammen mit Ihnen zu Expertise weiterentwickeln zu können.
Eine Expertise ist m.E. ein Fachgutachten.
Nun da sie mich ebenso etwas kennengelernt haben: Beruht das Interesse auf Gegenseitigkeit? Ich freue mich auf Ihre Antwort und eine Einladung zum persönlichen Gespräch."
Deine Intention ist klar, du rahmst dein Anschreiben mit dem wechselseitigen Interesse ein. Das Problem ist, dass das letztlich inhaltsleeres Gelaber ist, das keinen interessiert, obwohl die die Frage stellen "Haben wir Ihr Interesse geweckt?" - Die Frage ist rein rhetorisch zu verstehen, sie soll nicht explizit beantwortet werden!!! Die Antwort auf diese Frage gibst du schon damit, dass du auf die Ausschreibung eine Bewerbung lossendest.

Leider gehe ich jetzt ja null auf die geforderten Methoden ein! Aber es ist schon so voll, dass ich nicht mehr unterbringe. Vielleicht hättet Ihr da noch etwas Input für mich parat? :-)
Rumgelaber (s.o.) streichen, Motivation und Fachkenntnisse herausstreichen.

Du sollst sympathisch rüberkommen, ja, aber Sympathie bringt dir gar nichts, wenn du an den fachlichen Hürden scheiterst. Eingestellt wird nach harten Kriterien.
Du kannst das hierarchisieren:
- Sind die Pflichtanforderungen erfüllt?
- Sind die Sollanforderungen erfüllt?
- Noten?
- Alter?
- Wohnort
- Sympathiepunkte
aromatisch
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Beitrag von aromatisch »

Danke für deine Einschätzung, TheGuide.
Depression wird auch häufig etwas inflationär verwendet, ich möchte mich dadurch auch nicht identifizieren, dank Therapie konnte ich an mir arbeiten, habe neuen Mut geschöpft und ich empfinde es als nichts mehr, was mich ausmacht. ;-)

Okay, ich habe mich auf meinen Pöter gesetzt und hoffentlich nichts verschlimmbessert.
Der Vollständigkeit nochmal die Anforderungen aus dem Stellenangebot:
  • abgeschlossene Ausbildung als Chemielaborant/in, gerne mit der Weiterbildung zum Chemotechniker/in, ggf. auch ein Bachelor-Studium im Bereich Chemie
  • fundierte Kenntnisse und Anwendungsferfahrung in spektroskopischen (ICP-OES, Röntgenfluoreszensspektroskopie) und titrimetrischen Verfahren
  • Kenntnisse im Umgang mit FT-IR-Spektroskopie
  • praktische Erfahrungen in der Durchführung organischer Trennverfahren
  • Berufserfahrung und Kenntnisse aus der (instrumentellen) Analytik von PRODUKTPALETTE (von Vorteil), speziell im Umgang mit GC , HPLC und GPC
  • Arbeiten im Team, Serviceorientierung, Interesse an technischen Fragestellungen
  • sicherer Umgang mit den gängigen PC-Programmen
Und hier mein verbessertes Schreiben:
Sehr geehrter Herr PERSONALER,

derzeit besuche ich die Höhere Berufsfachschule zur chemisch-technischen Assistentin in Darmstadt und werde diese zum 15. Juli voraussichtlich sehr erfolgreich abschließen.

Fachlich kann ich durch meine vielfältigen Kenntnisse überzeugen.
Das Gebiet der IR-Spektroskopie kenne ich sowohl in seiner Theorie als auch aus einem Praktikum der Komplexchemie.
Schnell verstand ich die zugrundeliegende Theorie und konnte sie sehr gut auf die Interpretation der Spektren anwenden.
Des Weiteren punkte ich durch theoretische Kenntisse und erste Anwendungserfahrungen bezüglich UV/Vis-Spektroskopie, HPLC, GC und diverser titrimetischer Verfahren.
Während meiner Ausbildungszeit wurden mir bereits nach kurzer Zeit feste Aufgaben in der Photometrie und Probenvorbereitung anvertraut,
deren Ablauf ich eigenständig plante, von der Priorisierung der Proben bis zur Dokumentation der Ergebnisse.
Die schulischen Anforderungen meistere ich einwandfrei, mit Fleiß und rascher Auffassungsgabe erweitere ich stets mein Fachwissen.
In meinem Umfeld schätzt man mich als geduldig und hilfsbereit.
Ich lege großen Wert auf ein gutes Verhältnis zu meinen Kollegen und Mitschülern, schöpfe aus Teamgeist und blicke gerne auf gemeinsam erreichte Ziele.

Als Berufsanfänger werde ich auf so manches Neuland stoßen.
In dem Maße wie die Analytik voranschreitet, gehört Weiterbildung allerdings zum Beruf und ich traue mir zu,
meine theoretischen Grundlagen zusammen mit Ihnen zu Professionalität weiterentwickeln zu können.

Mit meinen Potentialen kann ich sicher einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung und Entwicklung Ihrer Qualitätssicherung leisten.
Gerne überzeuge ich Sie in einem persönlichen Gespräch von mir.
(bitte die strange Formatierung ignorieren, ich schreibe in LaTeX und es wird nicht jeder Satz eine einzelne Zeile bekommen, wenn alles gesetzt ist)

Klingt das sinniger und abgestimmter? :-)
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TheGuide
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Beitrag von TheGuide »

Definitiv. Nur der Satz mit dem Umfeld der wirkt irgendwie isoliert. Vielleicht diesen Satz an den nachfolgenden anhängen und beide in Bezug zueinander setzen.
aromatisch
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Registriert: 07.05.2014, 20:11

Beitrag von aromatisch »

Danke Dir, The Guide!
Ich habe nochmal ein wenig umgestellt und war sehr zufrieden, bis mir bei der BA in einem Breatungsgespräch gesagt wurde, ich würde in dieser Bewerbung nicht auf die Stelle eingehen und ein netter Einleitungssatz à la "Mit großem Interesse habe ich ... gelesen.", "Sie beschreiben eine Berufliche Aufgabe, die mich besonders interessiert" (wobei ich den Satz noch recht nett finde) würde fehlen. :roll:
Das Ende vom Lied ist, dass ich doch wieder verunsichert bin.
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TheGuide
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Beitrag von TheGuide »

aromatisch hat geschrieben: Ich habe nochmal ein wenig umgestellt und war sehr zufrieden, bis mir bei der BA in einem Breatungsgespräch gesagt wurde, ich würde in dieser Bewerbung nicht auf die Stelle eingehen und ein netter Einleitungssatz à la "Mit großem Interesse habe ich ... gelesen.", "Sie beschreiben eine Berufliche Aufgabe, die mich besonders interessiert" (wobei ich den Satz noch recht nett finde) würde fehlen. :roll:
Das Ende vom Lied ist, dass ich doch wieder verunsichert bin.
Ich kann deine Verunsicherung verstehen. Aber anstatt dich nun zu fragen, wem du nun glauben solltest, dem/der Berater/in von der BA oder einem dir unbekannten Typen aus einem Internetforum, befrag doch mal deinen eigenen Kopf.

Stell dir vor, wie viele Leute sich auf eine Stellenanzeige bewerben. 50? 100? 200? Alle schreiben "nette (aber nichtssagende) Einleitungssätze", deren Variationsbreite nicht soooo hoch ist. Nach wie vielen Malen würde es dir zum Halse heraushängen, die immergleichen Sätze zu lesen?
Wie würdest du dich von solchen immergleichen Sätzen abheben?
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