Bewerbungsschreiben Ausbildung im kaufmännischen Bereich

Informationen und Fragen zum Bewerbungsablauf, zu einzelnen Elementen der Bewerbungsmappe und zu individuellen Formulierungen. Wie soll eine Bewerbungsmappe aufgebaut sein? Welche Fakten gehören in ein Anschreiben? Welche Formulierungen sollten unbedingt vermieden werden?
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fritz65
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Registriert: 28.04.2016, 00:39

Bewerbungsschreiben Ausbildung im kaufmännischen Bereich

Beitrag von fritz65 »

Hallo ihr alle,

ich brauche Hilfe bei dem Erstellen einer Bewerbung für eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich. Erstmal ein paar Angaben zu mir:

Ich bin 24 Jahre alt und habe die mittlere Reife an einem Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung erhalten. Zudem habe ich eine Ausbildung zum Industriekaufmann begonnen aber wegen einer starken Depression abbrechen müssen. Vor einem Jahr habe ich ein Fernstudium zum Fachinformatiker begonnen welches ich fast abgeschlossen habe. Für eine Ausbildung zum Fachinformatiker bewerbe ich mich natürlich auch, aber ich habe schon während des Fernstudiums gemerkt, dass das nicht so meine Schiene ist und ziehe eine kaufmännische Ausbildung vor.

Ich bin leider nicht sehr gut im Bewerbungsschreiben, da viele Bewerbungen, die ich hier gelesen habe, doch sehr hochgestochen wirken und ich eine einfachere "alltäglichere" Formulierung bevorzuge.

Kann mir dabei jemand Helfen?

Das Problem ist, dass ich mir um meiner Stärken und Kenntnisse bewusst bin und ich diese auch durch ausschlaggebende Beispiele untermalen kann, aber ich mir bei den Formulierungen nicht sicher bin.

Ich bin sehr freundlich(1), hilfsbereit(2) und flexibel(3):

Ich arbeite in einem Restaurant als Küchen- und Spülhilfe. (1) Auch unter großem Stress bin ich immer freundlich und hilfsbereit, auch wenn der Ton mal etwas rauer wird. Dort geht es vor allem während der Sommersaison sehr turbolent zu und man muss schon ein gewisses Maß an Organisation haben, damit sich nichts anstaut und man nachkommt. (3) Wie es so in der Gastronomie üblich ist, muss man sich jede Woche auf andere Arbeitszeiten einstellen (vor allem an Wochenenden und Überstunden).

Durch meine abgebrochene Ausbildung zum Industriekaufmann habe ich bereits einen guten Einblick bekommen, wie ein Unternehmen funktioniert. In der Ausbildung habe ich in Zentrale, Lager und Vertrieb gearbeitet.

Ich spreche fast fließende Englisch:

Seit ich Tennager war interessiere ich mich für Sprachen, besonders für die englische Sprache. Ich sehe mir regelmäßig Filme auf Englisch an und mache Sprachübungen, indem ich einfach den ganzen Film nachspreche. Außerdem plane ich einen Youtube-Channel zu erstellen, auf dem ich Videos veröffentliche, die anderen helfen sollen Englisch zu lernen. Seit einiger Zeit versuche ich mir Französisch beizubringen. Das würde ich aber nicht unbedingt in der Bewerbung anmerken, allenfalls nebenher im Bewerbungsgespräch, da ich noch alles andere als sicher bin.

Seit etwa zwei Jahren interessiere ich mich sehr für Psychologie.

Ich habe mehrere Semester Audiomaterial gekauft und "autodidaktisch studiert". Dies hat mir die Möglichkeit geboten über viele Dinge nachzudenken, die an mir Jahre lang genagt haben und mir zugleich bei meiner persönlichen Entwicklung weitergeholfen. Könnte das in irgendeiner Weise berufsrelevant erwähnt werden?

Auch sonst versuche ich mir autodidaktisch so viel Wissen wie möglich anzueignen. Schwerpunktmäßig aber bleibt es bei Sprachen, Psychologie und auch Mediengestaltung.

Das Einzige, was ich nicht wirklich von mir sagen kann ist, dass ich übermäßig gesprächig bin. Ich bin ein eher introvertierter Mensch, was aber nicht mit Schüchternheit verwechselt werden darf. Man könnte mich eher den typischen Zuhörer nennen, wenn es um Smalltalksituationen geht. Das sehe ich im Zusammenhang mit einem kaufmännischen Beruf als mein größtes Manko.

Hätte vielleicht jemand ein paar Anregungen was die Formulierung angeht?
katerfreitag
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Beitrag von katerfreitag »

Warum möchtest Du denn in den kaufmännischen Bereich? Was reizt Dich daran? Und : dieser Bereich ist groß, weißt Du schon eine ungefähre Richtung? Welche Art Betrieb? Warum? Hast Du schon Praktika absolviert? Woher wisst Du, dass dort Deine Zukunft liegt? Wirst Du das Fernstudium noch abschliessen?
Nutzt Du Deine Englisch-Kenntnisse auch in der Kommunikation mit anderen? Es ist was völlig anderes, frei zu formulieren, als nach zu sprechen oder zu zu hören(und selbst in der Muttersprache ganz schön schwer).

Die Erfahrungen aus dem Nebenjob würde ich ins Anschreiben mit nehmen, wäre aber schon gut, wenn Du auch Must-Haves wie Mathe, Bwl-Verständnis oder Verkaufstalent belegen könntest.
Romanum
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Beitrag von Romanum »

Es ist erst mal gut, dass du dich für viele Dinge interessierst. Das kann nicht jeder von sich behaupten.

Es ist auch nicht so, dass man in jeder kaufmännischen Richtung pausenlos quasseln müsste. Im Allgemeinen ist man in einem kaufmännischen Beruf aber wohl eine Allroundkraft, die alles können muss, wenn man in einem kleineren Unternehmen arbeitet.

Allgemein würde ich jetzt sagen, dass die genannten Stärken und die jeweiligen Einsatzbereiche nicht so einfach auf eine kaufmännische Ausbildung übertragen werden können. Ich finde es fraglich, ob sie wirklich so wichtig und erfolgsentscheidend sind.

Wie lange hast du denn die Ausbildung schon absolviert? Zusammen mit dem Berufskolleg bringst du doch schon einiges an Vorwissen mit.

Hotelfachmann wäre nichts für dich? Mit deiner Freundlichkeit, deiner Hilfsbereitschaft und deinen Englischkenntnissen könntest du gut im Gästekontakt bestehen. Und es wären auch Aufgaben im Backoffice möglich.

Lies dich mal ein wenig ein: https://www.bewerbung-forum.de/anschreiben.html
fritz65
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Beitrag von fritz65 »

Also an karterfreitag:
Die Erfahrungen aus dem Nebenjob würde ich ins Anschreiben mit nehmen, wäre aber schon gut, wenn Du auch Must-Haves wie Mathe, Bwl-Verständnis oder Verkaufstalent belegen könntest.
Ich mache regelmäßig Kopfrechentraining, auch mit Dreisatz und Prozentrechnung, was man halt so braucht im kaufmännischen Bereich. BWL Grundlagen habe ich durch die Berufsschule und die abgebrochene Ausbildung und das mit dem Verkaufstalent .. Naja, ich würde nicht sagen, dass man am Anfang einer Ausbildung eine Verkaufskanone sein muss, denn dafür mache ich ja, je nach Richtung, eben die Ausbildung!

An Romanum:
Allgemein würde ich jetzt sagen, dass die genannten Stärken und die jeweiligen Einsatzbereiche nicht so einfach auf eine kaufmännische Ausbildung übertragen werden können. Ich finde es fraglich, ob sie wirklich so wichtig und erfolgsentscheidend sind.
Wie gesagt, durch die Berufsschule und eine abgebrochene Ausbildung, weiß ich zumindest, was mich in etwa erwartet (sicher variiert das je nach Unternehmen) und habe somit einige Erfahrungen machen können. Klar kann man jetzt einen Job in der Küche nicht mit einer Ausbildung im kaufmännischen Bereich vergleichen, das stimmt. Aber ich wollte nur daran festmachen, wie ich arbeite.
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FRAGEN
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Registriert: 22.07.2006, 18:18

Beitrag von FRAGEN »

Ich würde noch einmal gern auf katerfreitags erste Frage zurück kommen: Mir kommt es ziemlich auffällig vor, dass Deine Interessen doch nur sehr indirekt mit dem Kaufmännischen zusammen zu hängen scheinen. Es war zumindest nichts dabei, was wirklich explizit in solch eine Richtung gewiesen hätte. Es waren von der Grundrichtung her eigentlich andere Dinge... auch wenn der ein oder andere Nutzen für das Kaufmännische ein Abfallprodukt dieser Interessen sein könnte. Aber wenn Du nicht vorangestellt hättest, dass dies derzeit Dein Ziel ist, wäre ich bei Deiner Selbstbeschreibung eigentlich nicht darauf gekommen.... und Deine Smalltalk-Abneigung betrachte ich in diesem Zusammenhang nicht gerade als Kleinigkeit. Es ist zwar sicher richtig, dass nicht jeder Kaufmann den ganzen Tag lang "quasselt"... aber aus dem Stand zu möglichst vielen verschiedenen Personen einen leichten "Draht" aufzubauen (durchaus auch auf Smalltalk-Ebene), halte ich schon für essentiell in diesem Job...

Ein unschönes Thema, das möglicherweise damit zusammenhängt: Wie war es denn zu der Depression im ersten kaufmännischen Anlauf gekommen? Du brauchst hier jetzt nicht in persönliche Details zu gehen. Mir geht es nur um die Frage, ob Deine damalige Berufssituation vielleicht auch mehr oder minder zu einem unwohlen Lebensgefühl beigetragen hat. Nur falls das der Fall gewesen sein sollte, würden mich die Gründe interessieren...
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