So werden die Qualifikationen werbewirksam präsentiert...

Informationen und Fragen zum Bewerbungsablauf, zu einzelnen Elementen der Bewerbungsmappe und zu individuellen Formulierungen. Wie soll eine Bewerbungsmappe aufgebaut sein? Welche Fakten gehören in ein Anschreiben? Welche Formulierungen sollten unbedingt vermieden werden?
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TWend
Bewerbungshelfer
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Registriert: 31.07.2009, 15:44

So werden die Qualifikationen werbewirksam präsentiert...

Beitrag von TWend »

Hallo Rat- und Jobsuchende,

bisher habe ich diese 3 Themen für ein gelungenes Anschreiben gepostet:

1. Das Bewerbungsschreiben als Eigen-Werbung verstehen (12.02.)
2. Gleich mit den ersten Satz hohes Interesse wecken (13.02.)
3. Sympathie für die Wunschfirma bekunden (14.02.)

Jetzt ist es nun soweit, und wir müssen irgendwie unsere Qualifikationen und Fähigkeiten ebenso werbewirksam und sympathisch anpreisen, wie wir bereits begonnen haben.

Ich habe mir dafür mal als Beispiel eine Bewerbung für eine Bürofachkraft ausgewählt (sicher ein Job, den viele BewerberInnen interssiert).

Entsprechend der ersten 3 Themen hat Jutta Mustermann, die sich als Bürofachkraft in einem mittelständischen Handwerksbetrieb für Elektroinstallation bewirbt, formuliert:


Sehr geehrter Herr Strom,

Sie suchen nach einer Mitarbeiterin, die Ihre Aufträge verwaltet, Ihre Kunden betreut, Ihre Korrespondenz erledigt, Ihre Termine plant, Ihre Geschäftspartner umsorgt, kurz: mit Übersicht und Eigenverantwortung alle Ihre Büroarbeiten erledigt? Mit meiner Bewerbung kann ich Ihnen die Qualifikationen dafür bieten.

Im Internet unter „meinestadt.de“ fand ich Ihr Stellenangebot – und weil es nahezu alle meine Qualifikationen anspricht, habe ich mich online – auf Ihren Webseiten – über Ihre Firma informiert und musste vorab auch gleich mal bei Ihnen anrufen. Für dieses Gespräch danke ich Ihnen sehr, denn es hat mich noch zusätzlich zu dieser Bewerbung motiviert.

Ihre Firma beschäftigte bis vor drei Jahren fünf Mitarbeiter. Heute sind es fast fünfzig. Diese Entwicklung kann ich nur bewundern. Nur wenigen Handwerksunternehmen ist ein solcher Erfolg beschieden. Und zu dieser weiteren Erfolgsgeschichte möchte ich sehr gern mit meinen Fähigkeiten beitragen.


Jetzt ist es an der Zeit, dass Jutta Mustermann erwähnt, was sie denn so genau alles kann, um eben zum weiteren Unternehmenserfolg beitragen zu können. Sie schreibt:

Ich war bereits in vielen verschiedenen Firmen als Bürofachkraft mit allen möglichen Verwaltungsaufgaben beschäftigt. So ist es mir nach bereits kurzer Einarbeitungszeit möglich, Ihre Büroarbeiten umfassend und qualifiziert zu erledigen. Es gibt keine Tätigkeit, die ich in meinem bisherigen Berufsleben als Sekretärin, Sachbearbeiterin oder Buchhalterin nicht durchgeführt habe. Meine daraus resultierenden Erfahrungen will ich mit einem reibungslosen Büroalltag in Ihre Firma einbringen.

Der PC ist mein wichtigstes Arbeitsmittel. Neben Word, Excel und Outlook beherrsche ich besonders gut PowerPoint. Ihre Kunden wird die damit professionell erstellte Werbung sehr ansprechen. Ich bin überzeugt, dass PowerPoint die Umsatzzahlen jeder Firma steigen lässt, wenn diese Software nur gut genug angewendet wird.


Das genügt (zunächst)! Jutta Mustermann schreibt überhaupt nicht das alles auf, was sie an Qualifikationen und Fähigkeiten erworben hat. Denn schließlich schreibt sie nicht ihren Lebenslauf. Und dennoch ist in diesen zwei Absätzen nahezu alles gesagt, was einzig und allein zählt:

Erstens (das Wichtigste!):
Sie denkt und schreibt immer im Sinne des Unternehmenserfolges.
Alles was sie kann und so wie sie ist, wird zum weiteren Erfolg des Unternehmens beitragen.
Das ist der große und entscheidende Unterschied zu allen anderen Bewerbungsschreiben, in denen die Bewerber ausschließlich nur aufzählen, welche Qualifikationen sie besitzen. Aber direkt genannte Vorteilsbekundungen für das Unternehmen sind fehl am Platze. Der Personalchef soll sich doch selber einen Reim drauf machen, was für sein Unternehmen dann zum Nutzen gereicht.
Bei Jutta Mustermann wird er regelrecht mit der Nase auf Nutzen und Vorteile gestoßen. Es ist genau das, was sich der Personalchef selber vorgestellt hat. Und diese Bewerberin spricht es aus! Woher konnte sie das bloß wissen?

Zweitens:
Die Bewerberin schreibt nie im Konjunktiv.
Sie geht nicht davon aus, dass das Unternehmen mit ihrer Einstellung diese und jene Vorteile und diesen und jenen Nutzen erreichen könnte – sondern wird! Entweder das Unternehmen stellt sie ein und wird die beworbenen Qualifikationen höchst vorteilhaft in Anspruch nehmen, oder eben nicht. Dann entgeht der Firma dieses (einmalige!) Angebot.

Drittens:
Die Bewerberin schreibt so, wie sie spricht.
Sie verstellt sich nicht mit irgendwelchem Bürokraten-Deutsch (z.B.: "das professionelle Erstellen von Werbung mittels PowerPoint" - wie gräßlich!). Daraus kann man sich bereits ein Bild von ihrer Persönlichkeit machen, das zu 99 Prozent authentisch und somit sympathisch ist.

Das sind die bedeutensten drei Kriterien, an denen sich die jeweiligen Qualifikationen und Fähigkeiten in einem Anschreiben orientieren müssen.
Je nach Stellenangebot, Berufsbild, Lebenserfahrungen, beruflicher Werdegang und dergleichen mehr, kommen auch noch andere Kriterien ins Spiel. Aber diese 3 Kriterien: Unternehmenserfolg, Selbstbewusstsein und normale Ausdrucksweise müssen immer berücksichtigt werden, wenn der Personaler in der Tat von der Be-Werbung überzeugt werden soll.

Nur dann wird euer Bewerbungsschreiben auch eine echte Werbung für eure Qualifikationen und damit ein knalliger, einzigartiger Verkaufstext.

Tilo
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