2 Jahre quasi Einzelunternehmer, 10 Jahre mitgeholfen....

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Bernie
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Registriert: 30.12.2015, 19:01

2 Jahre quasi Einzelunternehmer, 10 Jahre mitgeholfen....

Beitrag von Bernie »

....nichts wert im heutigen Deutschland?

Mein Vater gab mir vor 12 Jahren die Chance - als Sohn - mit in sein Geschäft einzusteigen, einem saisonalen und familiären Campingplatz - als Allrounder (Büro, Verwaltung, Kundenbetreuung, Rasen- und Platzarealpflege, einfache Hausmeistertätigkeiten, Werbung für den Platz und Umgang mit der Gemeinde und anderen Tourismuswerbeträgern, Handwerksbetrieben zur Erhaltung der Platzanlagen und der Ferienwohnungen usw. usf.)

Seit 2 Jahren nahm ich die Rolle des alleinigen Geschäftsführers, was ich beim Bewerben ja tunlichst verschweigen soll, ein - in Eigenregie, mit viel Motivation und selbständig verantwortlich, da meine Mutter, die eigentliche Geschäftsführerin kränkelte und immer mehr an Parkinson in Verbindung mit Demenz erkrankt ist.

Wegen Streitigkeiten in der Familie (=Erbengemeinschaft nach dem Krebstod meines Vaters vor 10 Jahren) bin ich nun wieder auf's Arbeitsamt angewiesen - man hat mich geschwisterlicherseits rausgeworfen aus dem Campingunternehmen.

Tja, und nun bin ich beim Arbeitsamt und die verfahren mit mir nach x-beliebigen Gesichtspunkten, da ich zuwenig verdient habe - mit 500,-- Euro/Brutto.

Meine 12jährige Erfahrung, die ich oben geschildert habe ist für die nix wert, für mich schon, denn ich habe die letzten 2 Jahre gemerkt, dass ich ein Unternehmen auch alleine führen kann, und wären wir nicht zerstritten, und die Mutter in einem anständigen Pflegeheim, dann würde ich das Geschäft immer noch führen.

Wie bereits hier mehrmals erwähnt, Demenz ist eine furchtbare Krankheit, die ich niemandem wünsche, und auch Parkinson ist schlecht - meine Mutter neigt zum Hinfallen, und hat nun seit kurzem eine polnische Pflegehilftskraft (ich weiß, schlecht da Ausbeutung, aber eine dt. ist zu teuer - können wir uns nicht leisten).

Mein Vater hat übrigens den Fehler gemacht, dass er privat und geschäftlich nie getrennt hat, d.h. das Wohnhaus incl. Ferienwohnungen für Feriengäste ist auch Teil des Campingunternehmens und man kann sich ja denken, dass dies nicht gut gehen kann - meinen Geschwistern, die alle berufstätig sind, ist es egal.

Mir nicht, denn ich wohne ja noch hier und jeden Tag wenn ich zum Fenster raussehe sehe ich das - mittlerweile - leere Campingareal, dass ich immer noch pflegen soll - unter 15 h versteht sich, wie von der Arbeitsagentur erlaubt.

Ich weiß, ich bin ein Esel, denn jeder andere hätte längst auf die Familie gepfiffen und wäre fort, aber ich will meine Mutter - zusätzlich zu ihrer oben geschilderten furchtbaren Krankheit - nicht noch mehr belasten.

Sie hängt sosehr an mir, als ihrem Sohn, dass die mich regelrecht sucht wenn ich nicht zuhause bin - so die poln. Pflegekraft zu mir als ich ihr mal in einer depressiven Phase sagte, dass ich am Liebsten für immer mit meiner Familie brechen würde bzw. eine Wohnung suchen will.

Tja, solange meine Mutter noch am Leben ist muss ich es wohl noch aushalten, aber spätestens wenn das Unvermeidbare eintritt bin ich hier weg.

Ich bin nicht der erste, und auch nicht der letzte Mensch in .de, der für immer mit seinen weiblichen Geschwistern bricht.

Woher mein "Hass" kommt fragen die manchmal?

Ja, woher?

Wenn die mich ausnutzen wie es ihnen in den Kram passt, die lieben Schwestern von mir.

Wie bereits hier erwähnt ich bin erst am Bewerben seit die polnische Pflegehelferin da ist - vorher war ich derjenige der sich den ganzen Tag, bis seine berufstätigen Geschwister (allesamt ohne schlechtes Gewissen) nachhausegekommen sind um die pflegebedürftige Mutter gekümmert hat - neben der Caritas, die nur kam um die Tabletteneinnahme der Mutter zu kontrollieren, und diese zu waschen.

Is leider so, und sorry für, aber ich mußte auch mal meinen Frust loswerden, da man einfach nicht honoriert was ich getan habe - die letzten 12 Jahre.

Ach?

Ich vergaß, als Angehöriger von Pflegebedürftigen ist man hier in .de auch allein auf sich gestellt.

Keiner, außer den üblichen Verdächtigen, hilft.

Der Bruder meiner Mutter? Seine Frau? Vergiß es!

Nur wir Kinder hier, die polnische Pflegerin (von der alle 3 Monate eine andere in unsere eigenen Vier Wände kommen soll), der Hausarzt und die Caritas - Nachbarn, Bekannte, Freunde, ehemalige Gäste?

Vergiß es ebenfalls.....allesamt nur auf sich bedacht....

Leider bin ich ohne Kinder und unverheiratet, d.h. in diesem Fall würde auch der Campingplatz noch weiterbetrieben werden, da ja Hilfe da wäre, aber so ist es endgültig aus - nach 50 Jahren (ja, tragisch, der Platz hätte diesen Sommer sein 50jähriges Jubiläum gehabt - nun ist es eben endgültig vorbei damit, und mein Herz blutet, da ich ja mit dem Platz vor der Nase, und einem Vater der auch noch Ackerland und Weinberge hatte (beides schon seit 10 Jahren verpachtet), großgeworden bin). Ein echtes Tourismus- und Landkind eben - war ich. Jetzt ist alles Aus! :cry:

Die Demenz meiner Mutter ist übrigens im mittleren Stadium, d.h. die weiß schon noch wer ihre Kinder sind, aber sie hat alle 2 h Phasen wo die regelrecht "ausrastet" und "räumt" - Meine Mutter war ihr Leben lang eine gute, freundliche, nette, kluge und hilfsbereite Frau sowie berufstätig als Hausfrau und Geschäftsführerin eines Campingplatzes.

Der Hausarzt meinte, dass genau dies bei meiner Mutter in ihren verwirrten Tätigkeiten dazu führt, dass die z.B. den Herd anmacht, aber nicht mehr weiß wie der ausgeht - Ich konnte letzten Herbst, weil ich zufällig dazukam, gerade noch einen Feuerwehreinsatz deswegen verhindern, und ging dazu über sämtliche Sicherungen auszuschalten. Noch ein aktuelleres Beispiel? Die polnische Pflegerin meinte vorgestern, dass wir Putzmittel für die Küche wo anders lagern sollen, denn meine Mutter hielte die für Getränke, oder sie frägt nach Gästen die schon vor Jahren gestorben sind - oder, wenn es ihr ganzn schlecht geht nach der guten Freundin und Nachbarin oder ihrem Mann, und zwar so als würden beide noch quicklebendig sein und um sie herumtanzen....usw. usf....

Die Krankheit wurde von Dieter Hallervorden im Film "Honig im Kopf" m.E. aus völlig falscher Perspektive beschrieben, aus der Sicht einer reichen Familie wo der Vater, der vorher Arzt war, an Demenz erkrankt ist. Kein Wunder, bei einer armen Familie - oder einer aus der Mittelschicht, wie wir hier, wäre daraus keine Komödie sondern ein Drama geworden....und man will die Filme ja an den Mann/die Frau bringen im Kino - ich versteh!

Sehr trauriger Gruß
Bernie :(
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