Guten Morgen, bettyb!
bettyb hat geschrieben:Darf man im Lebenslauf schreiben, dass man keinen Kinderwunsch hat? Kann man sowas auch geschickt im Anschreiben unterbringen? Wer hat Erfahrung? Bringt es was? Kommt das eher negativ rüber?
Ich habe mit diesem Thema zwar keine eigene Erfahrung... denke aber auch, dass mit Erklärungen dieser Art nichts zu gewinnen ist. Erstens muss sie niemand glauben (Du weisst ja sicher, dass es in dieser Thematik sogar offiziell legal ist, selbst auf explizite Fragen des Arbeitgebers zu lügen), zweitens hat der Schattenmann ganz recht, dass jeder weiss, dass das Leben in gerade diesem Punkt sehr leicht anders spielen kann als die eigenen Pläne... und drittens wirken solche Erklärungen vermeintlich "negativer" Aspekte oft in entgegengesetzter Richtung.
Es ist natürlich unfair, dass es Dinge gibt, die sich regelmässig negativ auswirken, obwohl sie nicht das Geringste mit Leistungwillen und -fähigkeit zu tun haben. Du bist ja weiss Gott nicht die Einzige, die unter Mechanismen dieser Art leidet. Bewerber jenseits der 50 Jahre erleben Ähnliches. Dasselbe gilt für deutsche Staatsbürger, die das Land ihrer Eltern nie gesehen haben... und trotzdem das Problem haben, dass allein ihr Name hier und heute bei Vielen halb unbewusste Assoziationen zu Selbstmordattentätern auslöst... Menschen nach längeren Auszeiten durch Kinder und/oder Krankheiten... oder solchen, die eine unglückliche Art haben, sich zu geben... oder auch nur auszusehen...
Neben all denen hast Du es noch leicht mit nichts weiter als Deiner "Gebärfähigkeit" als "Manko". Es gibt sicher Arbeitgeber, die Dich deshalb aussortieren... zumal personelle Kontinuität auf Deiner Wunschposition natürlich ganz besonders sinnvoll ist. Es ist allerdings auch alles andere als zwingend. Von daher denke ich dass es - angesichts all Deiner anderen Vorzüge - nur eine Frage der Zeit sein kann, bis jemand zuschlägt, der nicht so eindimensional schematisch denkt.
Von daher habe ich momentan nur den mehr oder minder "philosophischen" Anstoss an Dich, die jetzige Zeit als eine Art von unfreiwilliger Qualifizierung aufzufassen... zum Einen in dem Sinne, dass Du Dein Wissen über Bewerbungen weiter verfeinerst (was Dir später natürlich auch bei der Interpretation externer Bewerbungen zugute kommen wird) und zum Zeiten dahingehend, dass Du mit solchen Erfahrungen vielleicht ein grösseres Fingerspitzengefühl im Umgang mit Bewerbern entwickelst... dass Du als jemand, der selbst genügend "Faustschläge in die Magengrube" (> Nachbarthread) eingestecken musste, die selbst ausgeteilten Schläge besser zu dosieren weisst.
Last but not least: Ich zweifle nicht an Deinen Formulierungsfähigkeiten... aber wenn jemand tatsächlich - zumindest rechnerisch - jeden Tag eine Bewerbung auf den Weg schickt, scheint mir das Risiko ziemlich hoch, dass sich da eine derart ausgeprägte Routine einschleicht, dass man stellenspezifische Möglichkeiten der Individualisierung vielleicht übersieht...
Einen schönen Sonntag, bettyb: Freu Dich an dem, was Du Dir bisher erarbeitet hast, an Deiner schönen Stadt und Deiner glücklichen Beziehung... viele, viele, viele Arbeitslose mit tausendmal schlechteren Aussichten als Du wohnen mutterseelenallein in den allerletzten Dreckslöchern...
[edit: Dein zwischenzeitliches Posting habe ich erst nachträglich gesehen]