Argumentation - eigentlich/uneigentlich

Informationen und Fragen zum Bewerbungsablauf, zu einzelnen Elementen der Bewerbungsmappe und zu individuellen Formulierungen. Wie soll eine Bewerbungsmappe aufgebaut sein? Welche Fakten gehören in ein Anschreiben? Welche Formulierungen sollten unbedingt vermieden werden?
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TheGuide
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Argumentation - eigentlich/uneigentlich

Beitrag von TheGuide »

Ich habe vor ca. zwei Wochen eine Bewerbung verfasst, die langsam raus muss. So ganz glücklich bin ich vor allem mit der Einleitung nicht. Problem: Ich habe die eingeforderten Studienfächer nie studiert. Dieses scheinbare Manko möchte ich aber gleich entkräften.

A - E stehen für verschiedene Studienfächer, A - C habe ich offiziell studiert, D und E nicht. Ich habe mich aber sehr intensiv mit beiden befasst. D und E sind die eigentlich für die Stelle erforderlichen Kompetenzen, die laut Ausschreibung benötigt werden. Ich traue sie mir zu, kann aber nichts offizielles vorlegen. Meine Abschlussarbeit, die ich in A geschrieben habe, berührte D und E auch. Was haltet Ihr von diesem Einstieg?

eigentlich habe ich A, B und C studiert, „uneigentlich“ habe ich aber bald angefangen, mich mit D zu beschäftigen (ab dem zweiten Semester arbeitete ich als Werkstudent im D-Bereich) und, durch eine Arbeit in C zum E-Thema, kam ich mit E erstmals in Berührung.

Der Satz in der Klammer ist im Originaltext etwas anders, aber das ist hier irrelevant.
Meine Kenntnisse in D und E entsprechen nicht denen eines Vollstudiums, sind aber m.E. für die ausgeschriebene Stelle ausreichend, vor allem da A und D verwandte Fächer sind.

D und E habe ich auch im Anschreiben schwarz hervorgehoben.
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FRAGEN
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Re: Argumentation - eigentlich/uneigentlich

Beitrag von FRAGEN »

Das Kernproblem bei der Beantwortung Deiner Frage wird Dir ja klar sein, TheGuide: Es hängt eigentlich alles daran, das exakte Verhältnis der unbenannten Fächer A-E zueinander, die Bedeutung jedes einzelnen für die Stelle und das Gewicht etwaiger sonstiger Aspekte für das Gesamtbild so differenziert wie nur irgend möglich einschätzen zu können. Da ich letztendlich genau nichts von all dem weiss, schreibe ich hier einfach nur so hin, was mir gerade durch den Kopf geht... ;-)
TheGuide hat geschrieben:Problem: Ich habe die eingeforderten Studienfächer nie studiert. Dieses scheinbare Manko möchte ich aber gleich entkräften.
Was meinst Du mit "einfordern"? Welches Gewicht misst Du der "Forderung" bei und wie groß schätzt Du das "Manko" ein? Ist es ÜBERHAUPT eins? Wie stehst Du bzgl. der anderen Kriterien da? Gibt es welche, die Du vom Grundsatz her für entscheidungsrelevanter hältst?
TheGuide hat geschrieben:Meine Abschlussarbeit, die ich in A geschrieben habe, berührte D und E auch.
Nach dem, was ich bisher weiss, könnte dieses Schema (Formulierung mal aussen vor) ein perfekter Einstieg sein. Schön finde ich daran das organische Zusammenfliessen der Aspekte. Die "eigentlich-uneigentlich"-Sache, die mir rein stilistisch in vielen Situationen gut gefallen könnte, baut natürlich gleich einen Gegensatz zwischen A/B/C und D/E auf, der explizit zulasten Deines Studienfachs geht. Bei dem o. g. Satz kommt Deine *eigentliche* Ausbildung (auch in den Augen des Lesers) besser weg: Der Interessenfokus des Empfängers als Schwerpunkt der tatsächlichen Ausbildung gibt m. E. beidem mehr Gewicht?!?

Ich würde das "berühren" dabei konkreter benennen... wenn möglich, ggf. je einen explizit bearbeiteten Aspekt von D und E einfliessen lassen...
TheGuide hat geschrieben:ab dem zweiten Semester arbeitete ich als Werkstudent im D-Bereich
Auch das könnte eine verbale Erstschlags-Variante sein. "Praxiserfahrung" wird ja auch immer gern gesehen. Ob das in Deinem Fall ein gangbarer Weg ist, hängt wohl davon ab, wie plausibel die inhaltliche Schnittmenge zwischen dem Werkstudenten-Job und der Zieltätigkeit ist...
TheGuide hat geschrieben:durch eine Arbeit in C zum E-Thema, kam ich mit E erstmals in Berührung
Das müsste auch kein schlechter Aufhänger sein. Jetzt geht das Austarieren der Buchstaben los: Was ist wichtiger (D oder E)? Was läge näher an der Zieltätigkeit (Einblick in D oder E)? Wie nah sind A und D verwandt (je näher die Verwandtschaft, desto grösser das Gewicht der Direkt-Argumentation aus A)...

Und jetzt noch einmal die ganz grosse Preisfrage: Ist es das "Manko" von seinem inhaltlichen Gewicht her überhaupt wert, dass Du für den Versuch seiner Minimierung die Einleitung investierst? Gäbe es vielleicht aus einer anderen (besser erfüllten) Anforderung die Möglichkeit, das Thema mit einem völlig anderen Hingucker komplett zu umfahren?
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TheGuide
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Beitrag von TheGuide »

Die leicht verfremdete Ausschreibung (der relevante Part):

Voraussetzung für die Bewerbung ist ein abgeschlossenes wissenschaftliches Hochschulstudium in den Fächern E und F kombiert, E oder einer entsprechenden Ausrichtung zu D, vorzugsweise Absolventen der E und F oder E und D kombiniert; Promotion ist erwünscht.
FRAGEN hat geschrieben: Gäbe es vielleicht aus einer anderen (besser erfüllten) Anforderung die Möglichkeit, das Thema mit einem völlig anderen Hingucker komplett zu umfahren?
Leider nein.
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Hmmmmm... die hängen die akademische Seite wirklich ziemlich hoch. In diesem Fall glaube ich nicht, dass es positiv wirken kann, den tatsächlichen Abschluss gegenüber einem reinen Nebenjob als Student "downzugraden"... und irgendwie würde es mich auch wundern, wenn so explizit wissenschaftlich orintierte Leute umgangsprachliche Formulierungen wie "eigentlich/uneigentlich" goutieren... vor allem dann, wenn diese Lässigkeit sich ausgerechnet auf Ihr gefühltes Heiligtum der Bildung bezieht...

Sie selbst erwähnen in ihrer quasi-wissenschaftlichen Bewerbertypologie ja vier denkbare Varianten:

1) E+F
2) E²
3) E/D
4) E+D

Die einzige dieser Varianten, die Du (nach dem, was ich weiss) auf akademische Art bedienen kannst, ist ja die letzte:
Meine Abschlussarbeit, die ich in A geschrieben habe, berührte D und E auch.
Wäre mal mein erster Versuch...
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