Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

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estebans
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Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von estebans »

Hallo zusammen,
ich habe ein, evtl. recht unkonventionelles, Anschreiben verfasst und hätte sehr gerne ein Feedback, ob man das so machen kann, bzw. hätte gerne konstruktive Kritik, was ich besser machen sollte.
Zu meiner Person: ich bin Berufseinsteiger, habe relativ spät nochmal angefangen zu studieren. Habe einen BA in Mathematik und in ein paar Monaten sollte der Master in Wirtschaftswissenschaft folgen.

Zu den Anforderungen der Stelle:
  • Sie verfügen über ein abgeschlossenes Hochschulstudium der (Wirtschafts-)Mathematik, Physik oder einer vergleichbaren Fachausrichtung und sind idealerweise Mitglied der DAV oder sind für eine Ausbildung zum Aktuar DAV bereit.
  • Aus Ihrer beruflichen Erfahrung bringen Sie gute Kenntnisse der Rechnungslegungsvorschriften für Lebensversicherungsunternehmen mit. Ein Pluspunkt sind Programmierkenntnisse und ein Umgang zur Nutzung von Datenbanken.
  • Ihre Arbeitsweise ist systematisch, selbständig, verantwortungsbewusst und engagiert. Komplexe Sachverhalte können Sie analysieren und danach anschaulich sowie verständlich aufbereiten.
  • Sie sind ein kooperativer, flexibler Teamplayer und Ihre kommunikativen und sozialen Kompetenzen zeichnen Sie aus.
  • Ihr gutes Englisch rundet Ihr Profil ab.
Und hier mein Anschreiben und in rot meine Gedanken dazu:

Sehr geehrte.....

EINLEITUNG ich denke hier ist der recht unkonventionelle Teil, da ich hier versuche kreativ bzw. humorvoll zu sein. Vielleicht ist diese Einleitung aber ein totaler Griff ins Klo!? Außerdem versuche ich darzulegen, warum ich Aktuar werden möchte
die praktische Anwendung der Mathematik, Problemstellungen mit kreativen Ansätzen zu lösen, stellt für mich eine besonders reizvolle Herausforderung dar. Die logische Schlussfolgerung ist, dass ich die notwendige Bedingung für den Beruf eines Aktuars erfülle. Die hinreichenden Kriterien sind mein Enthusiasmus und meine Lernbereitschaft, welche implizieren, dass ich eine Optimallösung für .... darstelle.

Warum Unternehmen XY
Das umfangreiche Leistungsspektrum Ihres Unternehmens mit einem vielfältigen Team von Experten in allen Bereichen sind ideale Voraussetzungen, um eine berufsbegleitende Ausbildung zum Aktuar bei Ihnen zu absolvieren.

Was ich zurzeit mache. Ich weiß, Lebenslaufaufzählung. Aber ich versuche damit ein paar Softskills zu belegen
Zurzeit schreibe ich meine Masterarbeit über spieltheoretische Modelle politischer Wahlen am Lehrstuhl für Mikroökonomie. Ferner arbeite ich als angestellter Lehrer an einem beruflichen Gymnasium und unterrichte die Fächer Mathematik und Wirtschaft. Kommunikatives Geschick und Teamorientierung sind hierfür eine Grundvoraussetzung. Das anschauliche sowie verständliche Darstellen komplexer Sachverhalte ist eine Kompetenz, die ich täglich unter Beweis stelle.
Eine systematische und selbstständige Arbeitsweise ermöglicht es mir, mein Studium neben meinem Beruf zu absolvieren.

Meine Fachkompetenzen bzw was ich für den Job mitbringe
In meinem Bachelorstudium der Mathematik habe ich vorwiegend Module aus dem Bereich Stochastik/Statistik belegt und gelernt, Daten mithilfe von Statistischen Modellen auszuwerten und die Ergebnisse anschaulich zu präsentieren. Grundlagen in der Statistik-Software R habe ich im statistischen Praktikum erworben. Im anschließenden Masterstudiengang der Wirtschaftswissenschaft habe ich durch meine Wahlpflichtfächer und Seminare den Schwerpunkt auf Finanzwirtschaft gelegt. In der praktischen Bewertung von Finanzprodukten nutzte ich meine sehr guten Excel-Kenntnisse.
Neben den im Studium vermittelten Fachkompetenzen habe ich mir autodidaktisch Wissen in der Programmierung angeeignet. Aufbauend auf der Programmiersprache C++ habe ich eigene kleine Projekte mit Visual Basic umgesetzt.

Für ein vertiefendes Gespräch stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

.....

Ich bedanke mich im Voraus bei euch!
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TheGuide
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von TheGuide »

estebans hat geschrieben: 04.03.2023, 16:18 EINLEITUNG ich denke hier ist der recht unkonventionelle Teil, da ich hier versuche kreativ bzw. humorvoll zu sein. Vielleicht ist diese Einleitung aber ein totaler Griff ins Klo!? Außerdem versuche ich darzulegen, warum ich Aktuar werden möchte
Wenn du hier für uns deine Einleitung vorab erklären musst, macht das auf mich a priori nicht den Eindruck, dass du selbst ganz überzeugt von ihr bist.

Grundsätzlich finde ich deinen Ansatz, humorvoll zu sein (Kreativität wird bei Akademikern quasi unausgesprochen vorausgesetzt), gut.
die praktische Anwendung der Mathematik, Problemstellungen mit kreativen Ansätzen zu lösen, stellt für mich eine besonders reizvolle Herausforderung dar. Die logische Schlussfolgerung ist, dass ich die notwendige Bedingung für den Beruf eines Aktuars erfülle. Die hinreichenden Kriterien sind mein Enthusiasmus und meine Lernbereitschaft, welche implizieren, dass ich eine Optimallösung für .... darstelle.
Dein erster Satz ist leider recht konventionell. Bei dem Rest kommt nicht unbedingt herüber, dass er humorvoll sein soll. (Ich komme mir gerade etwas schäbig vor, weil ich das Gefühl habe, nur negativ zu sein und dich in deinem enthusiastischen Elan voll auszubremsen). Denk daran, dass das geschriebene Wort nicht so rüber kommt, wie das Gesprochene. Es fehlen Betonung, Gestik und Mimik.
Das umfangreiche Leistungsspektrum Ihres Unternehmens mit einem vielfältigen Team von Experten in allen Bereichen sind ideale Voraussetzungen, um eine berufsbegleitende Ausbildung zum Aktuar bei Ihnen zu absolvieren.
Bitte nicht schleimen! Attribute spare dir für DICH und DEINE Leistungen auf. (umfangreiches Leistungsspektrum trifft auf viele Unternehmen zu, die Experten haben ihre Jobs schon ;) )
Was ich zurzeit mache. Ich weiß, Lebenslaufaufzählung. Aber ich versuche damit ein paar Softskills zu belegen
Sonst kritisiere ich Lebenslaufnacherzählung immer, das was du schreibst, ist hier aber schon stimmig. Zumal du ja die Doppelbelastung aus Beruf und Masterarbeit ganz geschickt präsentierst.
Eine systematische und selbstständige Arbeitsweise ermöglicht es mir, mein Studium neben meinem Beruf zu absolvieren.
Formuliere diesen Satz mal so um, dass nicht die Arbeitsweise das Subjekt ist, sondern du. Sei in jedem Satz das aktive Subjekt. Aber belass die aus der Ausschreibung aufgegriffene Formulierung.
In meinem Bachelorstudium der Mathematik habe ich vorwiegend Module aus dem Bereich Stochastik/Statistik belegt und gelernt, Daten mithilfe von Statistischen Modellen auszuwerten und die Ergebnisse anschaulich zu präsentieren. Grundlagen in der Statistik-Software R habe ich im statistischen Praktikum erworben. Im anschließenden Masterstudiengang der Wirtschaftswissenschaft habe ich durch meine Wahlpflichtfächer und Seminare den Schwerpunkt auf Finanzwirtschaft gelegt. In der praktischen Bewertung von Finanzprodukten nutzte ich meine sehr guten Excel-Kenntnisse.
Das ist jetzt wirklich Lebenslaufnacherzählung. Langweilig. Und vermeide Wiederholung.
Durch hat die unangenehme Eigenschaft deine Leistung zu schmälern und Pflicht ist so ein unschönes Wort. Schreib doch einfach - aber bitte nicht in der Form der Lebenslaufnacherzählung - Wahlfächer. Das signalisiert Interesse, Pflicht dagegen Zwang. Und es ist völlig unerheblich, dass das eben der offizielle Ausdruck deiner Uni/FH dafür ist.
Neben den im Studium vermittelten Fachkompetenzen
Nicht deine Leistung, denn sie wurden dir ja nur vermittelt. Du bist nicht der Akteur. You get the point?
habe ich mir autodidaktisch Wissen in der Programmierung angeeignet. Aufbauend auf der Programmiersprache C++ habe ich eigene kleine Projekte mit Visual Basic umgesetzt.
Für ein vertiefendes Gespräch stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Das Ende kommt etwas unvermittelt.

Du greifst einige Punkte, DAV, Englisch, nicht auf. Deine Soft Skills gehen ein wenig unter. (Ich wollte eigentlich schreiben, dass ich Soft Skills beim Lesen vermisst habe, aber bei der Überprüfung waren sie eben doch da.)
Zuletzt geändert von TheGuide am 04.03.2023, 21:47, insgesamt 1-mal geändert.
Cybarb
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von Cybarb »

Hallo!
Meine Fachkompetenzen bzw was ich für den Job mitbringe

[...] Aufbauend auf der Programmiersprache C++ habe ich eigene kleine Projekte mit Visual Basic umgesetzt.
Diesen Abschnitt finde ich weitgehend gelungen, weil er darlegt, welche Kompetenzen du mitbringst und woher du sie hast. Du könntest überlegen, eines dieser Projekte konkret zu benennen. Vielleicht gibt es ja ein besonderes Highlight.
Was ich zurzeit mache. Ich weiß, Lebenslaufaufzählung. Aber ich versuche damit ein paar Softskills zu belegen
Zurzeit schreibe ich meine Masterarbeit über spieltheoretische Modelle politischer Wahlen am Lehrstuhl für Mikroökonomie. Ferner arbeite ich als angestellter Lehrer an einem beruflichen Gymnasium und unterrichte die Fächer Mathematik und Wirtschaft. Kommunikatives Geschick und Teamorientierung sind hierfür eine Grundvoraussetzung. Das anschauliche sowie verständliche Darstellen komplexer Sachverhalte ist eine Kompetenz, die ich täglich unter Beweis stelle.
Eine systematische und selbstständige Arbeitsweise ermöglicht es mir, mein Studium neben meinem Beruf zu absolvieren.
Nachvollziehbarer Ansatz, aber das lässt sich m. E. eleganter lösen, etwa so: "Als angestellter Lehrer für die Fächer Mathematik und Wirtschaft vermittle ich souverän komplexe Sachverhalte." (Oder so ähnlich. Also sprachlich keine "hölzerne" Trennung zwischen Station im Lebenslauf und Kompetenz, sondern eher eine Verflechtung von Lebenslauf und Kompetenz.)
Auch diesen Abschnitt finde ich aber nicht wirklich problematisch; man kann bloß noch ein wenig daran feilen.
Warum Unternehmen XY
Das umfangreiche Leistungsspektrum Ihres Unternehmens mit einem vielfältigen Team von Experten in allen Bereichen sind ideale Voraussetzungen, um eine berufsbegleitende Ausbildung zum Aktuar bei Ihnen zu absolvieren.
Ist mir zu nebulös, weil es sicherlich auch auf viele andere Unternehmen zutrifft. In meiner Erfahrung ist eine Begründung für das Unternehmen im Anschreiben ohnehin nicht spielentscheidend bzw. unnötig. Wenn dir nichts wirklich Konkretes einfällt, lass die Passage lieber komplett weg und überlege dir etwas, falls die Frage im Vorstellungsgespräch aufkommt. (Und auch dort will man damit vor allem abprüfen, ob du dich über das Unternehmen informiert bist.)
EINLEITUNG ich denke hier ist der recht unkonventionelle Teil, da ich hier versuche kreativ bzw. humorvoll zu sein. Vielleicht ist diese Einleitung aber ein totaler Griff ins Klo!? Außerdem versuche ich darzulegen, warum ich Aktuar werden möchte
die praktische Anwendung der Mathematik, Problemstellungen mit kreativen Ansätzen zu lösen, stellt für mich eine besonders reizvolle Herausforderung dar. Die logische Schlussfolgerung ist, dass ich die notwendige Bedingung für den Beruf eines Aktuars erfülle. [Nein, das ist keine logische Schlussfolgerung. Erstens ist die Tatsache, dass das für dich eine besonders reizvolle Herausforderung darstellt, keine notwendige Bedingung für den Aktuarsberuf. Man kann auch Aktuar werden, wenn man den Beruf als völlig reizlos empfindet. Zweitens ist das damit keine logische Schlussfolgerung, weil der Schluss weder gültig noch schlüssig ist.]Die hinreichenden Kriterien sind mein Enthusiasmus und meine Lernbereitschaft [Nein, das sind keine hinreichenden Kriterien. Es gibt viele enthusiastische Menschen mit Lernbereitschaft, die kein Aktuar werden.], welche implizieren, dass ich eine Optimallösung [Und das empfinde ich als sehr dick aufgetragen.]für .... darstelle.
Würde ich auf keinen Fall so machen. Auf mich wirkt das weder humorvoll noch kreativ, sondern unbeholfen, schwer verständlich und schlichtweg sachlich falsch. (Siehe meine Kommentare direkt im Text.)

An sich ein weitgehend gelungenes Anschreiben, würde ich sagen. Aber halte dich für den Anfang lieber an Formen, die sich bewährt haben.

Viel Erfolg!

Edit: Da hat sich mein Beitrag zeitlich mit dem von TheGuide überschnitten. Und da siehst du mal wieder, wo sich zwei Leser einig sein, worüber sie aber auch uneins sein können. :wink: Ich glaube, was du aber mitnehmen kannst (und zwar aus beiden Ratschlägen): Das ist ein Anschreiben, das sehr deutlich auf dem richtigen Weg ist.
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von estebans »

Zunächst einmal vielen lieben Dank für eure Tips, ich werde nochmal an dem Anschreiben arbeiten.

Zum Thema Einleitung und Humor. Meine Bewerbung richtet sich an eine Dame, die selbst Mathematikerin bzw. Aktuarin ist und die mathematischen Begriffe bzw. den "Scherz" verstehen wird, ob er nun gut ist oder nicht. Natürlich ist es keine logische Schlussfolgerung, vielleicht lasse ich das raus. Ich versuche durch einen humorvollen und kreativen Einstieg mich ein wenig von der Masse abzusetzen.
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von TheGuide »

Cybarb hat geschrieben: 04.03.2023, 21:45 Erstens ist die Tatsache, dass das für dich eine besonders reizvolle Herausforderung darstellt, keine notwendige Bedingung für den Aktuarsberuf. Man kann auch Aktuar werden, wenn man den Beruf als völlig reizlos empfindet.
Es gibt zwar mittlerweile Bücher darüber, dass man für seinen Job nicht brennen müsse, aber wenn man ehrlich ist: es ist schon hilfreich. Wenn man bedenkt, dass man knapp die Hälfte der Wachzeit bei der Arbeit ist, nimmt das einen erheblichen Teil der Lebenszeit ein.m
Cybarb hat geschrieben: 04.03.2023, 21:45 Edit: Da hat sich mein Beitrag zeitlich mit dem von TheGuide überschnitten. Und da siehst du mal wieder, wo sich zwei Leser einig sein, worüber sie aber auch uneins sein können. :wink: Ich glaube, was du aber mitnehmen kannst (und zwar aus beiden Ratschlägen): Das ist ein Anschreiben, das sehr deutlich auf dem richtigen Weg ist.
:mrgreen:
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von estebans »

Noch kurz zur weiteren Erklärung: Notwendige Bedingung und hinreichende Bedingung sind Begriffe aus der mathematischen Beweisführung. Logische Schlussfolgerungen, Implikationen und Optimallösungen sind Begriffe aus der Mathematik.
Ich möchte nicht belehrend wirken, aber vielleicht war das unklar. Der Adressat sollte das verstehen
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von estebans »

Neuer Versuch zur Einleitung:

Sehr geehrte....

die praktische Anwendung der Mathematik, Problemstellungen mit kreativen Ansätzen zu lösen, stellt für mich eine besonders reizvolle Herausforderung dar. Dies ist die notwendige Bedingung für den Beruf eines Aktuars. Die hinreichenden Kriterien sind mein Enthusiasmus und meine Lernbereitschaft, wodurch die Implikation gilt, dass ich kongruent zu den Attributen der Stellenbeschreibung bin.

Ich wette ihr könnt immer noch nicht lachen, aber Mathematiker stehen nun mal auf so einen flachen Nerd-Humor :D
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von TheGuide »

estebans hat geschrieben: 04.03.2023, 23:03 Noch kurz zur weiteren Erklärung: Notwendige Bedingung und hinreichende Bedingung sind Begriffe aus der mathematischen Beweisführung. Logische Schlussfolgerungen, Implikationen und Optimallösungen sind Begriffe aus der Mathematik.
Ich möchte nicht belehrend wirken, aber vielleicht war das unklar. Der Adressat sollte das verstehen
Ich kenne Cybarbs Hintergründe nicht, ich bin Germanist und matheschwach. Soll heißen: Das Fachliche kann ich nicht beurteilen. Ich kann nur sagen, was sprachlich sinnvoll und logisch ist, bzw. korrekt/unkorrekt ist, stilistisch schön oder unschön.
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von TheGuide »

estebans hat geschrieben: 04.03.2023, 23:28 Nequer Versuch zur Einleitung:

Sehr geehrte....

die praktische Anwendung der Mathematik, Problemstellungen mit kreativen Ansätzen zu lösen, stellt für mich eine besonders reizvolle Herausforderung dar. Dies ist die notwendige Bedingung für den Beruf eines Aktuars. Die hinreichenden Kriterien sind mein Enthusiasmus und meine Lernbereitschaft, wodurch die Implikation gilt, dass ich kongruent zu den Attributen der Stellenbeschreibung bin.

Ich wette ihr könnt immer noch nicht lachen, aber Mathematiker stehen nun mal auf so einen flachen Nerd-Humor :D
Ich nehme an, dass das von mir Unterstrichene die mathematischen Eyecacher sind? Das kannst du im Grunde gerne behalten, musst es aber dennoch umgestalten, denn der erste Satz ist Murks. Nicht, weil er falsch wäre, sondern weil den jeder Realschüler kann. So arrogant das klingt: danach wirst du auch bewertet. Also ersten Satz interessanter/kreativer gestalten, zweiten Satz entsprechen anpassen.

Oder du fängst gleich so an:

Sehr geehrte Frau [Dr.] X,

die notwendige Bedingung...
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von estebans »

Noch ein Versuch:

Sehr geehrte....,

die notwendige Bedingung für den Beruf eines Aktuars ist die Fähigkeit, Problemstellungen mathematisch zu analysieren und mit kreativen Ansätzen zu lösen. Enthusiasmus und Lernbereitschaft bilden die hinreichenden Kriterien. Diese Eigenschaften sind Elemente meiner Menge von Attributen, womit die Implikation gilt, dass ich kongruent zu den geforderten Kompetenzen bin.

Vielen lieben Dank nochmal für deine und eure Bemühungen!
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von estebans »

TheGuide hat geschrieben: 05.03.2023, 11:05
Ich nehme an, dass das von mir Unterstrichene die mathematischen Eyecacher sind?
Das ist korrekt.
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von estebans »

Hier meine komplette Neufassung. Ich habe versucht, eure Vorschläge umzusetzen. Wo ihr euch uneins wart, habe ich die von mir präferierte Lösung genommen :D In rot nochmal meine Gedanken, in grün die Neuerungen

Sehr geehrte ....,

die notwendige Bedingung für den Beruf eines Aktuars ist die Fähigkeit, Problemstellungen mathematisch zu analysieren und mit kreativen Ansätzen zu lösen. Enthusiasmus und Lernbereitschaft bilden die hinreichenden Kriterien. Diese Eigenschaften sind Elemente meiner Menge von Attributen, womit die Implikation gilt, dass ich kongruent zu den geforderten Kompetenzen bin.

Das umfangreiche Leistungsspektrum Ihres Unternehmens mit einem vielfältigen Team von Experten in allen Bereichen sind ideale Voraussetzungen, um eine berufsbegleitende Ausbildung zum Aktuar bei Ihnen zu absolvieren. Antort auf die Frage: Warum bei dieser Firma? Zugegebenermaßen, sehr allgemein, aber im Nebensatz lässt sich gut meine Bereitschaft für die Ausbildung bei der DAV (Deutsche Aktuaren Vereinigung) zeigen

Zurzeit schreibe ich meine Masterarbeit in englischer Sprache über spieltheoretische Modelle politischer Wahlen am Lehrstuhl für Mikroökonomie. Ferner arbeite ich als angestellter Lehrer an einem beruflichen Gymnasium und unterrichte die Fächer Mathematik und Wirtschaft. Kommunikatives Geschick und Teamorientierung sind hierfür eine Grundvoraussetzung. Das anschauliche sowie verständliche Darstellen komplexer Sachverhalte ist eine Kompetenz, die ich täglich unter Beweis stelle. Meine systematische und selbstständige Arbeitsweise ermöglicht es mir, ein Studium neben dem Beruf zu absolvieren.

In meinem Bachelorstudium der Mathematik habe ich vorwiegend Module aus dem Bereich Stochastik belegt und dabei gelernt, Daten mithilfe von Statistischen Modellen auszuwerten und die Ergebnisse anschaulich zu präsentieren. Grundlagen in der Software R habe ich im statistischen Praktikum erworben. Im anschließenden Masterstudiengang der Wirtschaftswissenschaft habe ich mit meinen Wahlfächern und Seminaren den Schwerpunkt auf Finanzwirtschaft gelegt. Außer dem Erwerb neuen Wissens über theoretische Modelle der Finanz- und Bankwirtschaft, nutzte ich meine sehr guten Excel-Kenntnisse in der praktischen Bewertung von Finanzprodukten.
Neben den im Studium erlernten Fachkompetenzen habe ich mir autodidaktisch Fertigkeiten in der Programmierung angeeignet. Aufbauend auf der Programmiersprache C++ habe ich eigene kleine Projekte mit Visual Basic umgesetzt. Projekte zu benennen ist schwierig, da es wohl einer Erklärung bedarf und ich keinen Platz mehr habe.

Für ein vertiefendes Gespräch stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Das Ende finde ich definitiv auch sehr abgehakt. Mir fehlt aber der Platz für eine schlüssige Überleitung zum Ende

Mit freundlichen Grüßen
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TheGuide
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von TheGuide »

estebans hat geschrieben: 05.03.2023, 16:55Wo ihr euch uneins wart, habe ich die von mir präferierte Lösung genommen :D
Die Endredaktion obliegt allein dir, ob und welche Ratschläge du annimmst hängt davon ab, ob sie plausibel sind.m
die notwendige Bedingung für den Beruf eines Aktuars ist die Fähigkeit, Problemstellungen mathematisch zu analysieren und mit kreativen Ansätzen zu lösen. Enthusiasmus und Lernbereitschaft bilden die hinreichenden Kriterien. Diese Eigenschaften sind Elemente meiner Menge von Attributen, womit die Implikation gilt, dass ich kongruent zu den geforderten Kompetenzen bin.
Hier fehlt noch etwas: Estebans. Als aktives Subjekt.
Das umfangreiche Leistungsspektrum Ihres Unternehmens mit einem vielfältigen Team von Experten in allen Bereichen sind ideale Voraussetzungen, um eine berufsbegleitende Ausbildung zum Aktuar bei Ihnen zu absolvieren.
Würde ich streichen. Du sollst der Adressatin nicht die Firma schönreden, sondern DICH bewerben.
Antort auf die Frage: Warum bei dieser Firma? Zugegebenermaßen, sehr allgemein, aber im Nebensatz lässt sich gut meine Bereitschaft für die Ausbildung bei der DAV (Deutsche Aktuaren Vereinigung) zeigen
Gibt es da nichts besseres? Spezielle Aufgaben, plausible gemeinsame Werte?
Zurzeit schreibe ich meine Masterarbeit in englischer Sprache über spieltheoretische Modelle politischer Wahlen am Lehrstuhl für Mikroökonomie. Ferner arbeite ich als angestellter Lehrer an einem beruflichen Gymnasium und unterrichte die Fächer Mathematik und Wirtschaft. Kommunikatives Geschick und Teamorientierung sind hierfür eine Grundvoraussetzung. Das anschauliche sowie verständliche Darstellen komplexer Sachverhalte ist SOMIT eine Kompetenz, die ich täglich unter Beweis stelle.
Meine systematische und selbstständige Arbeitsweise ermöglicht es mir, ein Studium neben dem Beruf zu absolvieren.
wie gesagt, du bist hier nicht das aktive Subjekt.

Du hast einige Wiederholungen herausgenommen, aber andere sind noch drin.
estebans
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von estebans »

Das umfangreiche Leistungsspektrum Ihres Unternehmens mit einem vielfältigen Team von Experten in allen Bereichen sind ideale Voraussetzungen, um eine berufsbegleitende Ausbildung zum Aktuar bei Ihnen zu absolvieren.
Würde ich streichen. Du sollst der Adressatin nicht die Firma schönreden, sondern DICH bewerben.
Wäre dieser Ansatz besser? Das Unternehmen legt hohen Wert auf eine lebendige Teamkultur, Werte die ich teile.

Ein vielfältiges Team von Experten, in dem der Erfolg im Kollektiv erarbeitet wird, sind ideale Voraussetzungen, um eine berufsbegleitende Ausbildung zum Aktuar bei Ihnen zu absolvieren.
Cybarb
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von Cybarb »

estebans hat geschrieben: 04.03.2023, 23:03 Noch kurz zur weiteren Erklärung: Notwendige Bedingung und hinreichende Bedingung sind Begriffe aus der mathematischen Beweisführung. Logische Schlussfolgerungen, Implikationen und Optimallösungen sind Begriffe aus der Mathematik.
Ich möchte nicht belehrend wirken, aber vielleicht war das unklar. Der Adressat sollte das verstehen
Kein Problem, ich finde es ok, dass du souverän mit meiner Kritik umgehst. Letztlich ist es deine Bewerbung, und wenn du ein solches "Risiko" eingehen willst - mach es. Es könnte ja tatsächlich der Schlüssel zum Erfolg sein, wenn du den richtigen Nerv bei der Adressatin triffst. Ich bin, was Bewerbungen angeht, halt eher konservativ gestrickt, weil ich bislang immer gut damit gefahren bin.

(Wenn du ins Bewerbungsgespräch kommst, solltest du aber recht schnell erspüren, inwieweit die Dame auf den Nerd-Humor steht. Leider verlieren manche Menschen nach einer gewissen Zeit im großen Businessleben ihre "Lust" an ihrer ureigenen Fachdisziplin. Wenn das bei der Adressatin nicht der Fall ist - umso besser. Dann hast du vielleicht eine gemeinsame Wellenlänge mit ihr.)
die notwendige Bedingung für den Beruf eines Aktuars ist die Fähigkeit, Problemstellungen mathematisch zu analysieren und mit kreativen Ansätzen zu lösen.
Hier könnte ich inhaltlich sogar mitgehen, weil das wohl wirklich eine notwendige Bedingung ist (im Gegensatz zu dem, was dort vorher stand).

Aber was ich mir nicht verkneifen kann (und auch ich will nicht belehrend wirken): Als promovierter Philosoph muss ich natürlich darauf bestehen, dass das keine Begriffe aus der Mathematik, sondern der Philosophie sind! :wink:
(Oder aber die Mathematiker und Philosophen einigen sich darauf, dass es Begriffe aus der Logik sind und daran beide Disziplinen ihren Anteil haben.)
Cybarb
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von Cybarb »

Noch eine Ergänzung im Sinne von Feedback: In all deinen Beiträgen strahlst du für mich etwas aus, das ich als "freundliche Souveränität" bezeichnen würde. Soll heißen: Du weißt ganz genau, was du kannst, scheust dich auch nicht davor, es auszudrücken, reibst es deinem Gegenüber aber nicht penetrant unter die Nase. Und auch wenn ich persönlich einen anderen Einstieg in das Anschreiben wählen würde als du, wirkt er auf mich authentisch.

Das ist, wie ich finde, eine sehr gute Haltung, die hoffentlich auch im weiteren Bewerbungsprozess positiv auffallen wird.
estebans
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von estebans »

Cybarb hat geschrieben: 05.03.2023, 22:47 Noch eine Ergänzung im Sinne von Feedback: In all deinen Beiträgen strahlst du für mich etwas aus, das ich als "freundliche Souveränität" bezeichnen würde. Soll heißen: Du weißt ganz genau, was du kannst, scheust dich auch nicht davor, es auszudrücken, reibst es deinem Gegenüber aber nicht penetrant unter die Nase. Und auch wenn ich persönlich einen anderen Einstieg in das Anschreiben wählen würde als du, wirkt er auf mich authentisch.

Das ist, wie ich finde, eine sehr gute Haltung, die hoffentlich auch im weiteren Bewerbungsprozess positiv auffallen wird.
Vielen lieben Dank für das sehr nette Kompliment. Das freut mich wirklich sehr!

Ich habe nochmal am Einleitungssatz gebastelt und beschlossen, nicht ganz so krass den Mathe Nerd raushängenzulasse. Dabei habe ich auch nochmal versucht den Tip von the Guide (aktives Subjekt) umzusetzen.

Nächste Version:

Sehr geehrte.....

mathematisch ausgedrückt erfülle ich die notwendige Bedingung für den Beruf eines Aktuars, Problemstellungen zu analysieren und mit kreativen Ansätzen zu lösen. Mein Enthusiasmus und meine Lernbereitschaft bilden die hinreichenden Kriterien.
Cybarb
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von Cybarb »

estebans hat geschrieben: 06.03.2023, 10:31 Sehr geehrte.....

mathematisch ausgedrückt erfülle ich die notwendige Bedingung für den Beruf eines Aktuars, Problemstellungen zu analysieren und mit kreativen Ansätzen zu lösen. Mein Enthusiasmus und meine Lernbereitschaft bilden die hinreichenden Kriterien für ein erfolgreiches Absolvieren der Ausbildung zum Aktuar DAV.
Positiv an dieser Version finde ich, dass durch das "mathematisch ausgedrückt" dieses humorvolle Augenzwinkern deutlich wird. Das habe ich bei den vorigen Versionen ein wenig vermisst. Jetzt versteht auch der konservativ eingestellte Leser, was du mit diesem Einstieg bezweckst.

In Rot ein Ergänzungsvorschlag für den zweiten Satz. Ist nicht unbedingt nötig, aber dadurch zeigst du in meinen Augen noch deutlicher, a) was du bereits kannst und b) wozu du motiviert bist.
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TheGuide
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von TheGuide »

estebans hat geschrieben: 05.03.2023, 21:47 Wäre dieser Ansatz besser? Das Unternehmen legt hohen Wert auf eine lebendige Teamkultur, Werte die ich teile.

Ein vielfältiges Team von Experten, in dem der Erfolg im Kollektiv erarbeitet wird, sind ideale Voraussetzungen, um eine berufsbegleitende Ausbildung zum Aktuar bei Ihnen zu absolvieren.
Du bist in den Sätzen nicht das Subjekt - außer bei dem blutleeren Lippenbekenntnis „Werte, die ich teile.“ (vermutlich habe ich das selbst schon mal selber so verbrochen).

estebans hat geschrieben: 06.03.2023, 10:31Sehr geehrte.....

mathematisch ausgedrückt erfülle ich die notwendige Bedingung für den Beruf eines Aktuars, Problemstellungen zu analysieren und mit kreativen Ansätzen zu lösen. Mein Enthusiasmus und meine Lernbereitschaft bilden die hinreichenden Kriterien.
Den neuen Einstieg finde ich gut. Eine überzeugende Version von Satz 2 mit Dir als Subjekt fällt mir auch nicht ein.
Cybarb hat geschrieben: 06.03.2023, 11:23 für ein erfolgreiches Absolvieren der Ausbildung zum Aktuar DAV
Ui, ein Stabreim.
Ausbildung :arrow: Qualifikation? Das würde die Alliteration etwas mildern. Die Frage ist halt, ob das semantisch noch passt.
Cybarb
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von Cybarb »

TheGuide hat geschrieben: 06.03.2023, 20:05 Ui, ein Stabreim.
Natürlich, wie im Hildebrandslied. :wink:

Nein, stimmt natürlich - das ist ungünstig.
TheGuide hat geschrieben: 06.03.2023, 20:05 Ausbildung :arrow: Qualifikation? Das würde die Alliteration etwas mildern. Die Frage ist halt, ob das semantisch noch passt.
"Mein Enthusiasmus und meine Lernbereitschaft bilden die hinreichenden Kriterien, die Qualifikation zum Aktuar DAV zu erwerben."

So könnte es gehen.
estebans
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von estebans »

Nochmal vielen Dank für eure Bemühungen und sehr guten Ratschläge!!! Ich habe das Anschreiben finalisiert und jetzt abgeschickt. Mal sehen was draus wird, ich halte euch auf dem Laufenden.
Cybarb
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Re: Bewerbung als Mathematiker/Aktuar

Beitrag von Cybarb »

Sehr schön, viel Erfolg!
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