Stärken und Schwächen Vorstellungsgespräch

Fragen zum Bewerbungsgespräch und zum Interview: Welche Kleidung ist am besten? Welche Vorbereitung ist nötig? Welche Fangfragen werden gestellt? Wie bekomme ich meine Aufregung in Griff?
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BlackDiamond
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Beitrag von BlackDiamond »

Das ist ja nicht gesagt, dass diejenigen, die sich gut verkaufen können, alle nicht arbeiten können und dass das andere für sie machen müssen - das ist jetzt deine Annahme, Ruthenium. Und kannst du das wirklich beurteilen, ob derjenige genommen wurde, der sich am besten verkauft hat? Und was ist das überhaupt genau, "sich verkaufen" im Bewerbungsprozess? Sich paßgenau darstellen?

Die Frage nach den Stärken und Schwächen wird doch nicht jedesmal gestellt. Aber vielleicht überschätzt du auch, wie sich jemand auf ein Bewerbungsgespräch vorbereitet, der das sonst nicht ständig macht. Ein durchschnittlicher Abteilungsleiter/Fachvorgesetzter hat wahrscheinlich eh keine hohe Anzahl an Bewerbungsgespräche im Jahr und wenn du jetzt auf einen triffst, der es seltener macht, dann fällt dem vielleicht gerade keine andere Frage ein? Oder meinst du, die sitzen da alle mit einem abgestimmten Fragenkatalog, in dem vermerkt ist, wer welche Frage stellt? :D Ich finde zwar Verallgemeinerungen blöd, würde aber in dem Fall mal wagen, zu behaupten, dass das bei den meisten nicht der Fall ist. Und was ist als Bewerber dagegen einzuwenden, wenn man sich auf die Fragen vorbereiten kann? Sei ehrlich, du ärgerst dich gerade über dich selbst, aber vielleicht ist das vollkommen unnötig und der Patzer ist gar nicht katastrophal und vielleicht noch nicht mal ein Patzer. [Hier bitte einen tröst-smiley vorstellen.]

Und wenn jemand mit Floskeln auf die Frage kommt, kann ein guter Interviewer darauf doch aufbauen.

Zu den Absagegründen: ich versuche das schon immer hier in meinen posts klar zu machen, dass eine Absage auch nicht immer unbedingt mit der generellen Qualifikation des Bewerbers zu tun hat. Häufig geht es um die Chemie. Kann der Vorgesetzte sich vorstellen, mit dem Bewerber zu arbeiten, gibts eine generelle Sympathie? Kann man sich vorstellen, dass der Bewerber auch mit der oberzickigen Abteilungssekretärin klar kommt oder ist er ein guter Gegenspieler zum lahmarschigen (sorry) Kollegen XY? DAS sind häufig die Absagegründe und die haben mehr mit dem Unternehmen als dem Kandidaten zu tun. Es sind die Kandidaten, die immer meinen, es läge an irgend etwas, was sie abstellen/lernen müssten und dann bekämen sie jeden Job. Dem ist nicht so. Und manchmal hat man tatsächlich 3 supergute Kandidaten und kann nur einen einstellen, kommt auch vor.
Ruthenium
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Beitrag von Ruthenium »

So wollte ich es natürlich nicht verallgermeinern nach dem Motto: alle, die sich gut verkaufen können, können später nicht gut arbeiten. Aber hattest Du nie Arebitskollegen, welche sich die meiste Zeit damit beschäftigen, "sich zu verkaufen" und die Arbeit schieben sie auf die anderen?

Ja, natürlich, ärgere ich mich über mich selbst. Und wie! Vor allem, weil ich eben diese Frage vorbereitet habe und eigentlich vorhatte, etwas ganz anderes zu sagen. Aber irgendwie war ich durch die freundliche Atmosphäre angetan, habe mich einigermassen entspannt gefühlt und zack: ich habe es ausgeplaudert. War irgendwie spontan und habe es erstmal gar nicht realisiert, da meine Gesprächpartner irgendwie gar nicht darauf reagiert haben. Erst zu Hause wurde mir der Ausmass meiner eigenen Dummheit klar :shock: :o :P

Und vielleicht glaubst Du es nicht: aber die Frage zu den Stärken/Schwächen wurde mir jedes mal gestellt. Vielleicht hatte ich in meinem Leben so um 15 VG (dazu wird hierzulande nach dem einem VG im Normallfall nichts entschieden, es geht immer in die 2. und nicht selten sogar in die 3. Runde). Sonst die Fragen, welche mir immer gestellt wurden: wo sehen Sie sich in 5 Jahren? Was ist Ihr grösstes Erfolg/die grösste berufliche Niederlage? Wie verläuft Ihr durchschnittlicher Arbeitstag? Um so ärgerlicher ist mein Ausrutscher. Und Danke für Deinen Trost: ich hoffe nur, dass Du Recht hast :)

Was die Absagegründe angeht: Deine Posts sowie die Info von diesem Bekannten waren wirklich fast wie eine Offenbarung für mich. Zwar war es mir immer klar, dass die Chemie stimmen muss und die Sympathie vorhanden sein muss. Und dass eine Absage dararuf zurückzuführen sein kann. In diesem Fall ist es auch schwierig oder gar unmöglich einem Bewerber die Wahrheit zu sagen, dass es eben daran gelegen hat, dass die Chemie nicht ganz stimmte. Aber ich hab nie gedacht, dass es zB eine Rolle spielen kann, ob jemand 1 h Autofahrt entfernt von der Firma wohnt oder nur eine halbe Stunde, ob jemand ledig oder verheiratet ist etc. Für mich waren die Absagen immer schwer zu verkraften und ich habe immer die Gründe bei mir gesucht. Besonders schwierig ist es, wenn man den Grund einfach nicht erfährt. Und oft sind das eben die Gründe, welche man persönlich nicht beeinflussen kann: diese sind einfach so, wie sie sind.
Ruthenium
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Beitrag von Ruthenium »

Was heisst, sich gut zu verkaufen: hmmm....vielleicht ein Gespühr dafür zu haben, was genau von mir erwartet wird und sich entsprechend darzustellen.

Oder möchtest Du damit zum Ausdruck bringen, dass man immer sich selber sein sollte und wenn es nicht passt, dann passt es halt nicht? Hast Du sicher Recht, aber was, wenn jemand dringend auf eine Stelle angewiesen ist? Sicher würdest Du meinen, dass ein guter Interviewer es immer merkt, ob jemand authentisch ist oder nicht. Das ist oft sicher so. Aber es gibt auch Menschen, welche sich gut verstellen können. Und tun wir dies nicht alle, wenn auch ganz wenig, bei einem VG?
BlackDiamond
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Beitrag von BlackDiamond »

Ruthenium hat geschrieben:
Was die Absagegründe angeht: Deine Posts sowie die Info von diesem Bekannten waren wirklich fast wie eine Offenbarung für mich. Zwar war es mir immer klar, dass die Chemie stimmen muss und die Sympathie vorhanden sein muss. Und dass eine Absage dararuf zurückzuführen sein kann. In diesem Fall ist es auch schwierig oder gar unmöglich einem Bewerber die Wahrheit zu sagen, dass es eben daran gelegen hat, dass die Chemie nicht ganz stimmte. Aber ich hab nie gedacht, dass es zB eine Rolle spielen kann, ob jemand 1 h Autofahrt entfernt von der Firma wohnt oder nur eine halbe Stunde, ob jemand ledig oder verheiratet ist etc. Für mich waren die Absagen immer schwer zu verkraften und ich habe immer die Gründe bei mir gesucht. Besonders schwierig ist es, wenn man den Grund einfach nicht erfährt. Und oft sind das eben die Gründe, welche man persönlich nicht beeinflussen kann: diese sind einfach so, wie sie sind.
Ich verstehe dich sehr gut. Obwohl ich das genau weiß, suche ich die Gründe auch immer erstmal bei mir, wenn ich selbst mal auf der anderen Seite sitze. Sogar bei Jobs, bei denen ich mir nicht mal hundertprozentig sicher bin, ob ich sie haben wollen würde. :D Man hat so automatisch ein "die wollen mich nicht, buhuhu" Gefühl und fühlt sich ausgegrenzt und abgelehnt.

Dass mit der Bewerberin mit dem kleinen Kind und der einfachen Stunde Fahrzeit finde ich schwierig zu beurteilen. Erstmal finde ich, dass man mit einem solchen Bewerber über das Thema besser reden sollte, bevor man sich deshalb dagegen entscheidet. Andererseits weiss man auch nicht, ob das wirklich der "offizielle" Grund ist. Manchmal spielt die Sympathie eine Rolle und die Entscheider wollen das nicht zugeben und kommen dann mit einem solchen Grund daher. Da steht der Entscheider im Kreise seiner Entscheiderkollegen immer noch professioneller da als würde er sagen müssen "nee, danke, die fand ich einfach furchtbar unsympathisch", wenn er das Gefühl hat, die anderen fanden sie/ihn okay.

Dass man sowas wie Fahrzeit etc. berücksichtigt, finde ich normal. Nun kann man einwenden, dass es "der Firma" doch egal sein kann, wie lange der Bewerber fährt, er kennt ja die Situation und es ist an ihm, das einzuschätzen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Oft sind Leute wahnsinnig flexibel, solange sie einen Job suchen oder diesen speziellen Job wollen. Haben sie ihn dann, ist es mit der Flexibilität schnell vorbei und später ärgert man sich dann, weil man sich denkt: "hätteste damals mal Herrn X genommen, der wohnte nur 5 Minuten entfernt und hätte jetzt kein Problem mit der organisatorischen Änderung". Nur mal so als Beispiel.

Ob jemand ledig oder verheiratet ist, spielte in allen Gesprächen, die ich bisher erlebt habe, überhaupt keine Rolle. Auch das Thema "weiblich, Ende 20 = wird bald Mutter" ist viel, viel weniger Thema, als das immer so allgemein behauptet wird. Aber dass man bereits schwierige Mitarbeiter hat, mit denen der neue klarkommen muss oder ob er durch seinen Charakter ein evtl. Ungleichgewicht im Team auf die richtige oder die Seite beeinflusst, sowas ist häufiger ein Entscheidungsgrund, als ein Außenstehender meint. Wie denn auch, er weiß doch davon gar nichts.
BlackDiamond
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Beitrag von BlackDiamond »

Ruthenium, wie ist denn so der aktuelle Stand bei dir? Alles gut?
Ruthenium
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Beitrag von Ruthenium »

Hallo, BlackDiamand!

Herzlichen Dank für die Nachfrage! Ja, alles gut: am nächsten Morgen, nach dem ich meine Rückmeldung abgeschickt hatte, hatte ich schon die Einladung zu einem weiteren Gespräch! Also, war meine dumme Aussage wohl nicht so aufgefallen.

Meine Freude ist gross, obwohl ich langsam nicht mehr weiss, was auf mich weiter zukommt. Es wird bereits die 3. Runde sein (erste war ein Telefoninterview, ca 45 min lang mit dem zuständigen Rekruter (fast nur auf Englisch, aber auch schon alles mögliche gefragt- Motivation, Lebenslauf, sogar Fachlenntnisse etc, das 2. Termin vor Ort mit dem Geschäftsführer und mit dem Rekruter, dann noch 2 anderen MA bei dem Rundgang kennen gelernt- ihnen noch 2-3 Fragen gestellt). Dieses Mal (in guten 3 Wochen) werden zum Teil die gleichen Personen dabei sein (Geschäftsführer, 2 oben genannten Kollegen), zum Teil- kommen neue dazu (HR Director (was auch immer das heist) und nicht mehr der Rekruter und noch ein Abteilungsleiter aus der französischen Niederlassung). Alle Fragen sind langsam aber gefragt, die Stelle sehr ausführlich vorgestellt, die Firma ebenfalls....Mir fallen langsam nicht viele Fragen ein....Meine Frage, ob bei dem 3. Termin ich eine Präsentation halten soll, eine Aufgabe bekommen soll oder irgendeine Art Prüfung (ein kurzes Assessment oder ähnlich) hat mein Ansprechpartner it einem "Nein" beantwortet....Ich bereite mich nun vor....Studiere weiter die fachliche Seite.....Sonst weiss ich nicht so recht, was ich vorbereiten soll....

Die Anstellungsbedingen haben wir allerdings noch nicht diskutiert..ich durfte nur meine grobe Gehaltsvorstellungen nennen...
BlackDiamond
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Beitrag von BlackDiamond »

Das hört sich ja supergut an! Deine Gehaltsvorstellung wird schon grob passen, sonst wärst du rausgefallen oder das schon thematisiert worden. Scheint so, dass das das finale Gespräch wird, bei dem du (anschließend oder gleich) ein Angebot bekommst.

Es kann auch gut sein, dass die alle Fragen nochmal stellen, diesmal sind ja teilweise andere Leute dabei, die ja nicht wissen können, welche du schon alle beantwortet hast. Die Fragen an sich sind ja auch nur das "Rohmaterial" man will einfach wissen, wie, also auf welche Art du antwortest, also wie du denkst, wie du Lösungen findest. Vorbereiten kannst du dich da nicht großartig. Sei, wie du bist und wenn das passt, ist es gut. Sieht doch so aus, als haben Sie großes Interesse an dir und in dem Stadium suchen sie eher nach Bestätigung für ihre Annahme, du könntest die Richtige sein. Nichtsdestotrotz ist das kein Freifahrtschein in den neuen Job. Sie werden mehrere eingeladen haben und alle sind potentielle Kandidaten. Es gibt halt nur einen Job, das kannst du dir gleich klar machen. Du bist jetzt schon mal sehr weit gekommen und hast viele hinter dir gelassen. Egal, wie es ausgeht, du kannst stolz sein.

Aber siehste mal, deine "dumme" Antwort war gar nicht so dumm. Ich kann mir gut vorstellen, dass es gut angekommen ist, dass du so warst, wie du bist. Nichts schlimmer als ein Bewerber mit auswendig gelernten Antworten, der null eigenes Profil hat und der zwar nichts Falsch gemacht hat, den man aber auch nicht will, weil man ihn nicht "greifen" kann und somit auch nicht weiß, ob er ins Unternehmen passt oder nicht.
Ruthenium
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Beitrag von Ruthenium »

Danke Dir vielmals, BlackDiamand

Nun wie gesagt, studiere ich die fachlische Sache. Vielleicht werde ich beim Gespräch davon profitieren, falls die fachlische Seite ausführlich diskutiert wird. Mit Fragen meine ich meine eigenen Fragen: normalerweise bereite ich zu Hause zu jedem VG eine Liste mit 10-12 Fragen, um dem potenziellen AG Interesse zu signalisieren und um einfach das zu fragen, was mich wirklich interessiert....Bei ersten 2 Gesprächen hatte ich aber schon genug Gelegenheiten, um alle Fragen zu stellen....Es ist doch unangebracht, meinerseits 2 mal das Gleiche zu fragen...na gut, ich lasse mir was einfallen.....

Dass diese Einladung keine Job-Zusage bedeutet, weiss ich sehr gut. Ich hatte schon mal 3 Runden bei einem grossen Konzern überstanden. Bei dem letzten VG habe ich eine Aufgabe bekommen, habe diese gelöst, musste auf Englisch eine Präsentation halten und habe sogar für diese Aufgaben ein gutes Feedback bekommen (vorausgesetzt war dies von meinen Gesprächpartnern auch ehrlich gemeint). Zum Abschluss war ich sogar bei einem Big Boss (ein Divisionleiter, der ca 300 MA führt). Der meinte auch, sein Eindruck sei sehr positiv, ich würde sehr gut ins Team passen etc). Ich war damals mit einem wirklich Supergefühl rausgelaufen ("Wow, das alles lief heute wirklich super gut "). Und dann? Eine Woche später habe ich per Telefon eine Absage bekommen und natürlich konnte die Recruterin mir gar nicht erklären, warum ("Die Entscheidung fiel uns sehr schwer, aber dies hat der Linienvorgesetzte entschieden"). Das war für mich schon bitter: ich hatte 3 Tage freigenommen, mich wirlich sehr gut vorbereiten, alle Geschäftsberichte studiert, fachliche Veröffentlichungen etc...)....Hoffe wirklich, dass es dieses Mal anders kommt....
TeddyAfro
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Beitrag von TeddyAfro »

20-30 Vorstellungsgespräche und wurde bisher nur 1 mal nach meinen Schwächen oder Stärken gefragt.
Ich persönlich würde nicht mit einer 0815 Antwort aus dem Internet diese Frage beantworten. Ehrlich sein und die Frage mit einer Schwäche beantworten, die für den Job nicht wirklich relevant ist.

Entweder bekommt der beste Schauspieler die Rolle oder die authentische und ehrliche Person.
Mal so und mal so.
OnkelMae
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Re: Stärken und Schwächen Vorstellungsgespräch

Beitrag von OnkelMae »

Ich bin aktuell auch wieder auf Jobsuche und inzwischen zu dem Fazit gekommen, dass man es sowieso keinem Chef/Personaler recht machen kann, wenn er eine Antwort auf diese Frage nach Stärken und Schwächen unbedingt negativ auslegen will. Wenn ich beispielsweise sage,dass ich mich in ein Problem richtiggehend verbeißen kann und es mir keine Ruhe lässt, bis ich eine Lösung gefunden habe, dann könnte das ein wohlgesonnener Chef als "Der ist ehrgeizig und gibt nicht so schnell auf!" auffassen. Der nächste Chef sieht das eher als Zeitverschwendung, weil man in der Zwischenzeit produktivere Sachen machen könnte.
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TheGuide
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Re: Stärken und Schwächen Vorstellungsgespräch

Beitrag von TheGuide »

OnkelMae hat geschrieben: 21.10.2020, 11:09 Wenn ich beispielsweise sage,dass ich mich in ein Problem richtiggehend verbeißen kann und es mir keine Ruhe lässt, bis ich eine Lösung gefunden habe, dann könnte das ein wohlgesonnener Chef als "Der ist ehrgeizig und gibt nicht so schnell auf!" auffassen. Der nächste Chef sieht das eher als Zeitverschwendung, weil man in der Zwischenzeit produktivere Sachen machen könnte.
Sich irgendwo zu verbeißen ist aber auch überhaupt nicht positiv konnotiert, da ist schon die Ausdrucksweise ungeschickt, ganz ohne die Ambivalenz der Kernaussage überhaupt anzureißen.
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Re: Stärken und Schwächen Vorstellungsgespräch

Beitrag von guckdoch »

Persönlich finde ich die Stärken Schwächen Frage ja ein bischen dämlich, weil damit im vorhinein bereits eine Wertung statt findet. Die vermeintliche Schwäche Geduldig zu sein, kann sich hinterher als Stärke entpuppen, genau wie die Schwäche Ungeduldig zu sein, sich später auch als Stärke erweisen kann, oder anders gesagt, wiegt mein Auto viel, ist das natürlich schlecht für kleine Brücken (für die es zu schwer ist), dafür ist es im Winter dann ein Vorteil wegen der besseren Traktion, oder auch bei Seitenwind.

In einem Vorstellungsgespräch und der Frage nach einer vermeintlichen Schwäche, würde ich wohl weniger auf eine Schwäche eingehen, vielmehr würde ich das auf Fähigkeiten ummünzen, die ich noch verbessern möchte.
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TheGuide
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Re: Stärken und Schwächen Vorstellungsgespräch

Beitrag von TheGuide »

guckdoch hat geschrieben: 24.06.2021, 10:52 Persönlich finde ich die Stärken Schwächen Frage ja ein bischen dämlich, weil damit im vorhinein bereits eine Wertung statt findet. Die vermeintliche Schwäche Geduldig zu sein, kann sich hinterher als Stärke entpuppen, genau wie die Schwäche Ungeduldig zu sein, sich später auch als Stärke erweisen kann, oder anders gesagt, wiegt mein Auto viel, ist das natürlich schlecht für kleine Brücken (für die es zu schwer ist), dafür ist es im Winter dann ein Vorteil wegen der besseren Traktion, oder auch bei Seitenwind.

In einem Vorstellungsgespräch und der Frage nach einer vermeintlichen Schwäche, würde ich wohl weniger auf eine Schwäche eingehen, vielmehr würde ich das auf Fähigkeiten ummünzen, die ich noch verbessern möchte.
In dieser Frage ist sich die Literatur durchaus uneins. Manche Ratgeber empfehlen, Schwächen zu nennen, die man zu Stärken uminterpretieren kann. Die besseren Ratgeber empfehlen aber meist, die Frage ernst zu nehmen und Schwächen ehrlich zu analysieren, da eine ehrliche Schwächenanalyse druchaus erkennen lässt, ob ein Mitarbeiter reflektiert und kritikfähig ist, oder eben nicht. Es gibt natürlich Schwächen dieman besser für sich behält.
OnkelMae
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Re: Stärken und Schwächen Vorstellungsgespräch

Beitrag von OnkelMae »

guckdoch hat geschrieben: 24.06.2021, 10:52 In einem Vorstellungsgespräch und der Frage nach einer vermeintlichen Schwäche, würde ich wohl weniger auf eine Schwäche eingehen, vielmehr würde ich das auf Fähigkeiten ummünzen, die ich noch verbessern möchte.
Wobei man auch da vorsichtig sein sollte und keinesfalls irgendwas nennen sollte, was in dem betreffenden Job gebraucht wird. Denn oftmals wird ein "Ich würde meine Kenntnisse im Bereich XY gerne noch etwas vertiefen." gerne als vermeintliches Eingeständnis interpretiert, dass man vom betreffenden Bereich so gar keinen Plan hat, obwohl man das so natürlich gar nicht gemeint hat. Oder mit anderen Worten: Indem man eingesteht, nicht überall perfekt zu sein, bekommt man dann schnell den Stempel weg, komplett inkompetent zu sein. In gewisser Weise fällt man da als Bewerber dem Schwarz-Weiß-Denken zum Opfer, dem viele Chefs/Personaler unterliegen.
Helmet82
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Re: Stärken und Schwächen Vorstellungsgespräch

Beitrag von Helmet82 »

Oh letzte Antwort bzw. der letzte Beitrag ist schon länger her.

Ja, ich hab auch gerade gegrübelt, was könnte man als Schwäche angeben? Also ich für meinen Begriff bin absolut schwierig, mich selbst zu verkaufen, zumindest was Anschreiben angeht. Werd ich auch so bei nem Gespräch anbringen, es aber auch erklären wieso und z.B. aber erklären, dass ich Bewerbungen anderer wiederum gut erkenne, wo es in die falsche Richtung geht, nur bei mir selbst nicht. Ist wohl wie bei einem Arzt, der kann auch andere Patienten behandeln und sieht rechtzeitig, was da seitens des Patienten falsch gemacht wird oder hätte gemacht werden müssen, wird es aber bei sich selbst eher schwieriger diagnostizieren können.

Ich könnte auch sagen, dass ich mich da oft niedriger einschätze als mein beruflicher Hintergrund bisher tatsächlich ist. z.B. bei diesen Bögen mit Kenntnissen für bestimmte Programme. Excel zum Bleistift. Eigentlich könnte ich fortgeschritten angeben aber ich schätze es eher so nur "gut" oder leicht erweitert ein. Das wäre meine Schwäche, allerdings arbeite ich dran, mich realistischer/positiver einzuschätzen als bisher. Ob das mich nun ins Aus schießt? Sicher, mancher Personaler wird sagen, schlechte Selbsteinschätzung aber kann auch gut ankommen, dass man nicht einer der vielen "Hot Shots" ist, die sich sonst bewerben und sich eher überschätzen.
Helmet82
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Re: Stärken und Schwächen Vorstellungsgespräch

Beitrag von Helmet82 »

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Sich irgendwo zu verbeißen ist aber auch überhaupt nicht positiv konnotiert, da ist schon die Ausdrucksweise ungeschickt, ganz ohne die Ambivalenz der Kernaussage überhaupt anzureißen.
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Nee verbeißen ist echt unglücklich ausgedrückt. Kommt eben wirklich so rüber, als würde man sich da "festbeißen" aber in der Zwischenzeit hätte man noch andere Sachen schaffen können. Interpretation: Bewerber setzt hier falsche Prioritäten, hängt sich an einer Aufgabe auf, während andere liegenbleiben.

Es wäre besser, zu sagen: wenn ich eine Aufgabe bearbeite, häng ich mich auch richtig rein, um eine Lösung zu finden. Sofern es nicht dringend ist, kümmer ich mich allerdings vorher um die anderen Tagesaufgaben, um für die schwierigste mehr Luft zu haben. Auch das Wort Problem ist meeeh, viele hassen das P-Wort, weil da immer ein negativer Vibe darüber schwebt. Aufgabe passt besser, klingt auch neutraler.
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