Ausbildungspatenschaft Tipps + Ablauf + Vorteile

Eine Ausbildungspatenschaft gibt dir die notwendige Unterstützung für den Übergang von der Schule in den Beruf und während der Ausbildung.

Denn stelle dir vor:

Du stehst am Anfang eines unbekannten Weges. Du hast eine grobe Karte, aber die vielen Abzweigungen, möglichen Stolpersteine und die Frage, ob du auch wirklich in die richtige Richtung läufst, machen dich unsicher.

Wie wäre es, wenn jemand ein Stück dieses Weges mit dir geht? Jemand, der die Route schon kennt, der die Tücken der Strecke weiß und dir zuruft: „Komm, hier lang! Und pass hier auf, da wird es rutschig!“

Genau das ist das Bild einer Ausbildungspatenschaft. Sie ist dein persönlicher Begleiter in einer der aufregendsten und wichtigsten Phasen deines Lebens.

Was ist eine Ausbildungspatenschaft?

Eine Ausbildungspatenschaft ist eine freiwillige, meist langfristige Beziehung zwischen einer erfahrenen Person oder Institution und einer Auszubildenden oder einem Schüler. Dabei übernehmen Ausbildungspaten Verantwortung als Mentor, Förderer, Zuhörer, Wegweiser und Netzwerköffner.

Ziel ist es, dich während des Übergangs von Schule in die Berufsausbildung oder während deiner Ausbildung aktiv zu unterstützen.

Diese Unterstützung kann fachlich sein, etwa durch Erklärungen zu Berufsfeldern und Tätigkeiten, aber auch persönlich: Hilfe beim Selbstmanagement, mutmachende Gespräche oder praktische Unterstützung bei Bewerbungen und Ausbildungsfragen.

Für dich bedeutet sie vor allem eines: Du musst das Rad nicht neu erfinden. Deine Ausbildungspatin hat bereits Berufs- und Lebenserfahrung gesammelt und kann dir helfen, typische Fallstricke zu umgehen.

Diese individuelle Unterstützung geht oft weit über das hinaus, was Schule, Berufsberatung der Agentur für Arbeit oder sogar deine Erziehungsberechtigten leisten können.

Solche Ausbildungspatenschaften werden häufig von Organisationen wie Kammern, karitativen Einrichtungen, Verbänden, Stiftungen oder Vereinen organisiert, manchmal auch in Kooperation mit Kirchen oder Jugendämtern. Am Ende des Artikels haben wir dir ein paar Patenmodelle und Patennetzwerke aufgelistet.

Vorteile einer Ausbildungspatenschaft für Schüler und Auszubildende

Die Vorteile einer solchen Ausbildungspatenschaft sind vielfältig. Zunächst einmal bekommst du eine neutrale und vorurteilsfreie Anlaufstelle. Deine Erziehungsberechtigten wollen vielleicht nur das Beste für dich, sind aber manchmal zu emotional involviert oder haben bestimmte Erwartungen.

Dein Ausbildungspate hingegen hört dir einfach nur zu und hilft dir, deine eigenen Stärken und Wünsche zu erkennen.

Ein weiterer, enormer Vorteil ist die Hilfe bei der Orientierung im Dschungel der Berufe. Deine Ausbildungspatin kann mit dir gemeinsam Berufsbilder analysieren, Vor- und Nachteile besprechen und vielleicht sogar Kontakte zu Arbeitgebern herstellen, die du alleine nie gefunden hättest.

Während der Bewerbungsphase wird die Ausbildungspatin deine persönliche Trainerin. Vom Formulieren eines überzeugenden Anschreibens über das Gestalten des Lebenslaufs bis hin zum Vorbereiten auf das Vorstellungsgespräch – er steht dir mit Rat und Tat zur Seite.

Aber auch wenn die Ausbildung dann läuft, hört die Unterstützung nicht auf. Bei Problemen in der Berufsschule, mit Kollegen oder im Betrieb ist die Ausbildungspatenschaft dein geschützter Raum, in dem du alles besprechen kannst.

Dein Ausbildungspate hilft dir, Lösungsstrategien zu entwickeln, und stärkt dir den Rücken. Langfristig betrachtet, fördert so ein Patenschaftsmodell also nicht nur deine berufliche, sondern auch deine persönliche Entwicklung enorm.

Zudem leisten Ausbildungspaten oft psychosoziale Unterstützung. Doppelbelastungen, Unsicherheit beim Lernen und private Probleme wirken weniger lähmend, wenn du jemanden hast, der versteht und lösungsorientiert berät.

Schließlich kann eine Ausbildungspatin Zugang zu Weiterbildungsangeboten, Stipendien oder Förderprogrammen verschaffen, die ohne informelle Hinweise vielleicht nie sichtbar geworden wären.

Kurz gesagt: Du gewinnst fachliche Hilfe, psychosoziale Unterstützung und Zugang zu Ressourcen – alles Dinge, die deine Chancen im Ausbildungs- und Berufsleben deutlich erhöhen.

Alternative: Innerbetriebliches Mentorenprogramm

In größeren Unternehmen gibt es manchmal auch innerbetriebliche Ausbildungspatenschaften. Der innerbetriebliche Ausbildungspate ist dein Buddy vor Ort und eine von den eigentlichen Ausbildern unabhängige Unterstützung.

Meist ist das ein älterer Azubi oder ein erfahrener Kollege aus dem Team, der dich praktisch an die Hand nimmt. Er kennt die Abläufe, die Ansprechpartner und die unausgesprochenen Regeln, und er hilft dir bei Alltagsfragen wie Schichttausch, Formularen oder dem Umgang mit der Zeiterfassung.

Weil diese Rolle in der Regel informell vergeben wird, sind die Aufgaben sehr praxisnah und kurzfristig wirksam: Du lernst schneller, wirst schneller Teil des Teams und die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass kleine Probleme sich zu Abbrüchen auswachsen.

Ein klarer Vorteil gerade in handwerklichen oder größeren Betrieben, wo Routinen und Netzwerke viel ausmachen.

Ablauf einer Ausbildungspatenschaft und worauf du achten musst

Du meldest dich bei einer koordinierenden Organisation und wirst in einem ersten Gespräch nach deinen Interessen, Zielen und auch Herausforderungen befragt. Anschließend sucht die Organisation nach einem passenden Ausbildungspaten für dich.

Zu Beginn steht in der Regel ein Kennenlernen. Du lernst deine Ausbildungspatin kennen, ihr sprecht über Erwartungen, Ziele und mögliche Formen der Unterstützung.

Organisatorische Fragen könnt ihr ebenfalls klären: Wie oft trefft ihr euch? Welche Kommunikationswege nutzt ihr? Welche Ziele wollt ihr verfolgen?

Wenn beide Seiten ja sagen, startet die eigentliche Patenschaft. Ihr vereinbart regelmäßige Treffen, vielleicht einmal pro Woche oder alle vierzehn Tage. Der Ort ist dabei völlig flexibel – ein Café, eine Bibliothek oder die Räume des Vermittlers.

Wichtig ist, dass du dir im Klaren darüber bist, dass du aktiv werden musst. Eine Ausbildungspatenschaft ist keine Rundum-sorglos-Dienstleistung.

Natürlich haben die Ausbildungspaten mehr Lebenserfahrung. Aber das bedeutet nicht, dass du nur abwarten solltest. Du musst deine Themen einbringen, Termine vereinbaren und die gemeinsamen Absprachen auch einhalten.

Denke auch daran, dass eine Ausbildungspatenschaft eine zwischenmenschliche Beziehung ist und manchmal, wie in jeder Beziehung, die Chemie einfach nicht stimmen kann. Wenn es partout nicht passt, wende dich an die vermittelnde Stelle und bitte um einen Wechsel.

Besondere Tipps von Expertinnen

Aus Gesprächen mit Ausbildungspaten wissen wir, dass Ausbildungspatenschaften eine wichtige Starthilfe oder auch ein Wendepunkt für Jugendliche sind. Wir möchten dir noch ein paar extra Tipps von Ausbildungspaten geben, was sie als besonders wertvoll am Patenmodell empfinden:

#1 Tipp: Sei die Chefin deines eigenen Projekts

Nimm das Ruder selbst in die Hand und warte nicht ab, bis deine Ausbildungspatin dir sagt, was du als Nächstes tun sollst.

Komm zu jedem Treffen mit einer kleinen Liste von Themen, die du besprechen möchtest.

Diese Proaktivität zeigt deiner Ausbildungspatin, dass du die Sache ernst nimmst, und macht die gemeinsame Zeit extrem effizient. Du wirst sehen, dass du so viel schneller vorankommst.

#2 Tipp: Nutze deinen Ausbildungspaten als Übungspartner für schwierige Gespräche

Bevor du ein wichtiges Gespräch führst, spiele es zuerst mit deinem Ausbildungspaten durch. Er kann verschiedene Rollen einnehmen und dir anschließend Feedback geben, wie du gewirkt hast.

#3 Tipp: Siehe deine Ausbildungspatin nicht nur als Berufscoach

Die meisten Themen, die junge Menschen umtreiben, sind auch Lebensfragen: Work-Life-Balance, Umgang mit Stress, der Wert von Geld. Sprich auch über diese Dinge. Viele Ausbildungspaten sind dazu bereit.

Die Lebenserfahrung deiner Ausbildungspatin ist in diesen Bereichen mindestens genauso wertvoll wie sein Berufswissen. Eine weitere Perspektive abseits deiner Erziehungsberechtigten und deines Freundeskreises ist sehr wertvoll.

#4 Tipp: Akzeptiere die Grenzen des Patenmodells

Eine Ausbildungspatenschaft ist kein Ersatz für professionelle Berufsberatung, sondern eine Ergänzung.

Wenn du komplexe rechtliche Fragen hast – zum Beispiel zu Ausbildungsrecht, Vergütung oder Kündigung – ziehe zugleich Beratungsstellen, Gewerkschaften, Jugend- und Auszubildendenvertretungen oder die zuständige Kammer hinzu.

So findest du eine Ausbildungspatenschaft

In fast allen Bundesländern gibt es eigene Portale oder Projekte, die Ausbildungspatenschaften koordinieren. Eine Recherche nach regionalen Angeboten lohnt sich also immer. Ein paar Beispiele:

AusbildungsPatenProjekte NRW

Ein landesweites Netzwerk in NRW, das 1:1-Ausbildungspatenschaften unterstützt, Projekte koordiniert, Fortbildungen anbietet und bei der Gründung neuer Projekte berät.

Unten auf der Seite findest du alle wesentlichen Anlaufstellen in Nordrhein-Westfalen: AusbildungsPatenProjekte NRW

Landesprogramm Mentoring Berlin

Verschiedene Projekte für unterschiedliche Branchen in Berlin: Landesprogramm Mentoring Berlin

Ausbildungsbrücke Lüneburg

Ehrenamtliche Paten unterstützen Schülerinnen bei Berufsorientierung, Bewerbung und Ausbildung, ohne konfessionelle Bindung: Ausbildungsbrücke Lüneburg

Ausbildungspaten im Kreis Recklinghausen

Unterstützung vor und während der Ausbildung, um die besten Entscheidungen fürs Leben zu terffen: Ausbildungspaten im Kreis Recklinghausen

Ausbildungspatenprojekt Kreis Mettmann

Auch bei diesem Patenprojekt kannst du unkompliziert einen Paten zur Unterstützung finden: Ausbildungspatenprojekt Kreis Mettmann

Ausbildungspatenschaft für berufliche Zukunft

Am Ende geht es um deine Möglichkeiten. Mit einer Ausbildungspatin an deiner Seite wirst du schneller sicher, triffst bewusstere Entscheidungen und baust ein stabiles Fundament für deine berufliche Zukunft.

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