Schwächen im Vorstellungsgespräch nennen

Bei der Nennung von Schwächen wird es nun sehr kniffelig, und Sie müssen genau überlegen, inwieweit Sie tatsächlich Ihre Schwächen nennen wollen bzw. können. Daher gibt es auch verschiedene Vorgehensweisen bei der Beantwortung:

  • Nennung von Schwächen, die eigentlich keine Schwächen sind
  • Nennung von “witzigen” Schwächen
  • Nennung von tatsächlichen relevanten Schwächen

Relevante Schwächen nicht preisgeben

So wird oftmals der Ratschlag gegeben, gerade solche Eigenschaften als Schwächen zu nennen, die eigentlich keine Schwächen wären, positiv interpretiert werden könnten und keine großartigen negativen Auswirkungen auf die Arbeit hätten. Aber seien Sie versichert, dass der Personaler diese Art der Beantwortung schon sehr oft gehört hat, Sie damit keine Pluspunkte sammeln können und Sie mit Nachfragen rechnen müssen.

Eine weitere oftmals empfohlene Vorgehensweise zielt darauf ab, “witzige” Schwächen oder Schwächen, die keinen Bezug zur eigentlichen Arbeit und Stelle haben, zu nennen. Aber auch diese Art der Beantwortung ist den Personaler wohlbekannt. In den meisten Fällen werden Sie damit langweilen und sich teilweise auch lächerlich machen, da solche Antwort recht plump und einfallslos wirkt. Viele Personaler kennen die typischen Antworten auf die Frage nach den Schwächen in- und auswendig.

Nennung von “witzigen” Schwächen

Es ist durchaus möglich, in Abhängigkeit vom Verlauf des Vorstellungsgespräches und vom Charakter bzw. von der Stimmung des Gesprächspartners, eher “witzige” und “ausweichende” Antworten zu geben. Aber wie erwähnt, muss die “witzige” und “ausweichende” Antwort die bisherige Atmosphäre im Vorstellungsgespräch widerspiegeln. Außerdem wird der Gesprächspartner oftmals trotzdem darauf bestehen, vernünftige und nachvollziehbare Schwächen genannt zu bekommen. Ein Beispiel für eine “witzige” und “ausweichende” Beantwortung wäre: “Ich bin eigentlich ein Langschläfer, so dass ich morgens nur langsam in die Gänge komme und einen starken Kaffee benötige. Daher meine anschließende Frage: Steht ein leistungsfähiger Kaffeeautomat in Ihrer Abteilung zur Verfügung?”

Weitere Beispiele für diese Vorgehensweise:

  • “Ich weiche leider manchmal unangenehmen Fragen aus.”
  • “Ich kann mich schlecht selbst einschätzen.”
  • “Ich teile eigene Schwächen nicht so gerne anderen Menschen mit.”
  • “Ich kann Ihnen ein paar Schwächen nennen, die auch positiv interpretiert werden könnten. Aber das hören Sie wahrscheinlich in vielen Vorstellungsgesprächen. Außerdem will ich Sie schließlich mit meinen Stärken überzeugen.”

Nennung von tatsächlichen relevanten Schwächen im Vorstellungsgespräch

Eine dritte Vorgehensweise besteht darin, ehrlich zu sein und einfach auf tatsächliche Schwächen hinzuweisen. Allerdings müssen Sie bei der Nennung der jeweiligen Schwäche gleichzeitig deutlich machen, dass Sie an dieser Schwäche arbeiten und Sie zukünftig vermeiden wollen – so können Sie auch mit Schwächen überzeugen. Außerdem macht sich auch der Hinweis gut, dass jeder Mensch oder gar jedes Unternehmen Schwächen besitzt; man an diesen Schwächen aber kontinuierlich arbeiten sollte, um sich zu verbessern.

Die Antwort auf die Frage nach den Schwächen im Vorstellungsgespräch könnte man folgendermaßen einleiten: “Viele Bewerber geben Ihnen bestimmt nur solche Schwächen an, die in diversen Bewerbungsratgebern empfohlen wurden, da sie im Prinzip keine Schwächen, sondern sogar Stärken seien. Allerdings möchte ich ehrlich zu Ihnen sein und Ihnen zwei tatsächliche Schwächen nennen, an denen ich ständig arbeite:…”

Im Folgenden finden Sie ein paar beispielhafte (vorwiegend persönliche) Schwächen, die Ihnen als Anregung für die Nennung der eigenen Schwächen im Vorstellungsgespräch dienen sollen:

  • “Ich verfüge über wenig Berufserfahrung.” – Für Berufsanfänger, Wiedereinsteiger oder Umsteiger ist das zwar logisch, aber für viele Bewerber durchaus nur eine der wenigen tatsächlich nachvollziehbaren Schwächen. Hier kann man dann die Schwäche abschwächen: “Aber ich besitze eine hohe Eigenmotivation und Lernbereitschaft, um mir fehlende Kenntnisse sehr schnell anzueignen.”
  • “Ich bin oftmals zu selbstkritisch. Allerdings habe ich den Umgang mit dieser Schwäche mittlerweile gelernt, so dass ich ab einem bestimmten Zeitpunkten einen Schlussstrich unter durchgeführte Aufgaben setze. Die unter Umständen aufgetretenen Fehler analysiere ich dann aber selbstverständlich in der Nachbetrachtung, um mich ständig weiterzuentwickeln.”
  • “Bei einer starken Geräuschkulisse kann ich mich nicht gut konzentrieren.”
  • “Ich bin in den meisten Fällen überpünktlich. Allerdings habe ich mir vorgenommen, mir die Zeit besser einzuteilen und sie besser einzuschätzen. Mittlerweile kann ich Wege und Zeiten auch besser einschätzen.” – Diese Schwäche wird sicherlich nicht als allzu negativ aufgefasst, aber wenn man will, kann man damit die Anzahl seiner genannten Schwächen unproblematisch erhöhen.
  • “Oftmals bin ich zu ungeduldig; möchte zu viele Dinge auf einmal erledigen, so dass ich mich dann häufig selbst bremsen muss, um nach selbst gesetzten Prioritäten die Aufgaben nacheinander zu erledigen und abzuarbeiten.”
  • “Es fällt mir nicht leicht, Dinge wie Formeln oder Tabellen auswendig zu lernen; ich muss sie immer direkt anwenden. Aber ich bin in der Lage, die benötigten Informationen zu finden und dann auch zu nutzen.”
  • “Ich kann schlecht mit faulen Kollegen zusammenarbeiten, und ich bin mir sicher, dass dies kein Problem in Ihrem Unternehmen seid wird.” – Diese Art der Beantwortung macht sich auch gut. Denn mit der Nennung der Schwäche kann man gleichzeitig seine eigenen Vorstellungen über die Zusammenarbeit oder auch die Unternehmenskultur mitteilen.

Niemand ist perfekt, deshalb besteht der Sinn der Frage nach den Stärken und Schwächen eher darin, die Persönlichkeit des Bewerbers kennenzulernen, um ihn dann letztendlich adäquat einzusetzen. Diese Denkweise kann auch darin gipfeln, den Gesprächspartner in einem Dialog selbst nach Schwächen des Unternehmens zu fragen – sozusagen als ausgleichende Gerechtigkeit. Dann wird bestimmt der eine oder andere Personaler genauso unsicher agieren wie viele Bewerber.

Auseinandersetzung mit den eigenen Schwächen

Es geht bei der Frage nach den Schwächen auch darum, ob ein Bewerber um seine Schwächen weiß und sich den eventuellen Auswirkungen auf die Arbeitsergebnisse bewusst ist. Eine reflektierte Auseinandersetzung mit den eigenen Schwächen zeugt von einer guten Selbsterkenntnis und Fehleranalyse, was in vielen Berufen bei der täglichen Tätigkeit auch notwendig ist. Denn eine erkannte Schwäche ist besser als eine Schwäche, die man selbst noch nicht kennt und die das Arbeiten negativ beeinflusst.

Man muss deshalb bei der Beantwortung deutlich machen, dass man mit Schwächen problem- und lösungsorientiert umgehen kann. Natürlich sollte dies Sie nicht dazu verleiten, gerade solche Schwächen zu nennen, die Sie eigentlich disqualifizieren (zum Beispiel Aggressivität), denn dann wird der Gesprächspartner sicherlich skeptisch.

Es macht sich auch gut, offensichtliche Schwächen, die sich sowieso aus den Bewerbungsunterlagen ergeben, anzugeben. Oder man bezieht sich auf Schwächen, die sich aus der Nichterfüllung der Stellenanforderungen ergeben. Aber natürlich immer mit dem Hinweis, an diesen Schwächen zu arbeiten. Beispiele für solche Schwächen:

  • “Ich habe bisher zu wenig Praxiserfahrung sammeln können.”
  • “Meine Fremdsprachenkenntnisse sind in der jüngeren Vergangenheit etwas eingerostet, aber ich werde sie in Vorbereitung auf die neue Stelle wieder schnell auffrischen und Ihren fachlichen Anforderungen anpassen.”

Die Nennung einer Schwäche kann man auch besonders gut gleichzeitig mit einer Gegenfrage verknüpfen. Denn es ist in Ihrem eigenen Interesse, im Vorstellungsgespräch herauszufinden, ob Sie mit Ihrer Persönlichkeit und Ihren Stärken und Schwächen überhaupt zum Unternehmen und den Anforderungen der zu besetzenden Stelle passen. Beispiele für diese Vorgehensweise:

  • “Meine Schwäche ist, dass ich mich immer sehr intensiv in neue Wissens- und Aufgabengebiete einarbeiten muss, um sie zu beherrschen. Inwieweit gibt es Freiräume zum Lernen in Ihrem Unternehmen, wie unterstützen Sie neue Mitarbeiter und passt diese Schwäche überhaupt zu Ihren Vorstellungen?”
  • “Ich bearbeite Aufgaben nicht so gerne alleine und eigenverantwortlich, sondern lieber in einem Team, so dass eine ständige Kommunikation zwischen den Kollegen und zum Vorgesetzten stattfindet. Deshalb bevorzuge ich auch ein Unternehmen, wo dies möglich ist. Können Sie mir etwas zur Arbeitsorganisation in Ihrem Unternehmen erzählen?”

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