Bei der optimalen Einordnung der Elternzeit bzw. der Familienzeit, der Erziehungszeit oder des Erziehungsurlaubs in den Lebenslauf stehen Sie vor den grundsätzlichen Fragen:
- Wie oft Sie Elternzeit genommen haben?
- Wie lange die Elternzeiten jeweils gedauert haben?
- Standen Sie vor der Elternzeit in einem Beschäftigungsverhältnis?
- Wurde das Beschäftigungsverhältnis während der Elternzeit teilweise oder nach der Elternzeit fortgeführt?
- Haben Sie während der Elternzeit ein Beschäftigungsverhältnis aufgenommen?
- Welche sonstigen Berufserfahrungen haben Sie vorzuweisen?
- Welchen beruflichen Weg wollen Sie nun einschlagen?
Egal wie Sie diese Fragen für sich beantworten, ein überzeugender Lebenslauf hat folgenden Fokus: Ihre beruflichen Qualifikationen, Erfahrungen und Kenntnisse müssen im Lebenslauf im Vordergrund stehen und sollten daher die Angaben zur Elternzeit eindeutig dominieren.
Angabe der Elternzeit im Lebenslauf bei einem bestehenden Beschäftigungsverhältnis
Bei einem fortlaufenden Beschäftigungsverhältnis, welches durch eine oder mehrere Elternzeiten unterbrochen wurde, geben Sie in der Rubrik “Berufliche Praxis” ganz herkömmlich Ihre berufliche Station an, um diese dann am Ende mit den eingerückten Angaben zur Elternzeit zu ergänzen:
Berufliche Praxis
seit 08/2015 | Verlagskauffrau, Firma ABC, Berlin Angebotserstellung und Angebotsverfolgung; Betreuung des Außendienstes; Kundenakquise; Messebetreuung 07/2018 – 03/2020 Elternzeit für Tochter Julia |
So haben Sie immer Ihre wichtige Berufserfahrung prominent in einer chronologischen oder umgekehrt chronologischen Reihenfolge im Lebenslauf stehen. Diese Darstellung ist bei allen beruflichen Stationen angebracht, wenn ein aktuelles oder vergangenes Beschäftigungsverhältnis durch eine Elternzeit unterbrochen wurde.
Angabe der Elternzeit im Lebenslauf bei keinem bestehenden Beschäftigungsverhältnis
Wenn Sie vor und während der Elternzeit in keinem Beschäftigungsverhältnis standen oder stehen, dann können Sie Ihren Lebenslauf etwas anders aufbauen. Denn die Elternzeit sollte nicht unbedingt der aktuellste Eintrag in der Rubrik “Berufliche Praxis” sein und somit auch nicht so prominent auf der ersten Seite des Lebenslaufes dargestellt werden.
Daher müssen Sie nun überlegen, mit welchen Pluspunkten Sie den Arbeitgeber von sich überzeugen können; welche Argumente also besonders für Ihre fachliche Eignung sprechen.
Das können Ihre Qualifikationen, Ihre weiteren Berufserfahrungen oder Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten sein. Die wichtigsten Pluspunkte stellen Sie prominent auf der ersten Seite des Lebenslaufes dar.
So können Sie zu dem Schluss kommen, die Rubriken umzutauschen, wenn Sie beispielsweise schon länger in Elternzeit sind und über wenig Berufserfahrung verfügen. Dann bietet es sich beispielsweise an, Ihre besonderen Kenntnisse und Fähigkeiten, die Sie sich im bisherigen Berufsleben angeeignet haben, gleich nach der Rubrik “Persönliche Daten” prominent prominent anzugeben:
Kenntnisse und Fähigkeiten
Sprachkenntnisse | Englisch (verhandlungssicher, C1), Französisch (fließend in Wort und Schrift, B2) |
Textverarbeitung | Microsoft Word, LibreOffice Writer (sehr gute Kenntnisse), LaTeX (gute Kenntnisse) |
Präsentationsprogramm | Microsoft PowerPoint, LibreOffice Impress (gute Kenntnisse) |
Tabellenkalkulation | Microsoft Excel, LibreOffice Calc (gute Kenntnisse) |
Bildbearbeitung | Adobe Photoshop, GIMP (Grundkenntnisse) |
Hardware | Reparatur von Komponenten aus Laptop, PC und Server (sehr gute Kenntnisse) |
Berufliche Praxis
seit 06/2020 | Elternzeit für Tochter Julia |
08/2016 – 11/2019 | Bürokauffrau, Firma ABC, Berlin Angebotserstellung und Angebotsverfolgung; Betreuung des Außendienstes; Kundenakquise; Messebetreuung |
Wenn Sie die dargestellten Kenntnisse und Fähigkeiten auch an die Anforderungen der Stelle angepasst haben, erkennt der Personaler auf den ersten Blick Ihre fachlichen Vorzüge. So liest dieser dann den Lebenslauf in einer aufmerksamen und positiv eingestellten Weise weiter.
Im vorherigen Beispiel erfolgt die Angabe der Daten in der Rubrik “Berufliche Praxis” umgekehrt chronologisch, so dass die Elternzeit dennoch zu Beginn steht. Das ist nicht zu negativ, weil vorher schon genügend fachliche Argumente in der Rubrik “Kenntnisse und Fähigkeiten” gegeben wurden.
Alternativ können Sie auch die Elternzeit in eine eigene Rubrik ausgliedern, unter Inkaufnahme, dass in der Rubrik “Berufliche Praxis” dann größere Lücken entstehen. Die Rubrik “Elternzeit” sortieren Sie in diesem Fall aber hinter die Rubrik “Berufliche Praxis” ein.
Neben- und Teilzeitjobs während der Elternzeit im Lebenslauf angeben
Wenn Sie während der Elternzeit nebenbei gearbeitet haben oder arbeiten, dann haben Sie zeitlich parallele Lebenslaufdaten, was viele Bewerber bei der optimalen Einordnung oft vor Probleme stellt.
Auch in diesem Fall bietet es sich zuvorderst an, zwei Rubriken zu wählen: zum einen “Berufliche Praxis” und zum anderen “Elternzeit”. Allerdings zergliedert sich der Lebenslauf dann auch schnell, so dass er unübersichtlich werden kann. Außerdem ist so nicht auf den ersten Blick erkennbar, warum Sie eine Zeitlang in Nebenjobs gearbeitet haben.
Wenn Sie auch parallele Lebenslaufdaten in eine einzige Rubrik einordnen, dann ist es am besten, wenn Sie mit Einrückungen arbeiten. Die Elternzeit ist dabei die zeitliche Klammer, während vorhandene Beschäftigungsverhältnisse (Neben- und Teilzeitjobs) unter Angabe der Jobbezeichnung und der wichtigsten Aufgaben eingerückt dargestellt werden, so wie in diesem Beispiel:
Berufliche Praxis
seit 08/2018 | Kaufmännische Assistentin, Firma ABC, Berlin Angebotserstellung und Angebotsverfolgung; Betreuung des Außendienstes; Kundenakquise; Messebetreuung |
06/2017 – 07/2018 | Elternzeit für Tochter Julia 01/2018 – 07/2018 Kaufmännische Aushilfe im Nebenjob, Firma XYZ, Berlin Angebotserstellung und Angebotsverfolgung |
01/2014 – 05/2017 | Bürokauffrau, Firma AAA, Dresden Telefonzentrale; Besucherempfang;, geschäftliche Korrespondenz |
Familienmanagement als Bezeichnung für Elternzeit?
Jeder verständige Mensch, jeder verständige Personaler ist sich darüber im Klaren, was Elternwerden und Elternsein für eine große Herausforderung ist. Aber dennoch ist eine zusammenfassende Tätigkeitsbeschreibung mit einem Euphemismus wie “Familienmanagement” nicht sinnvoll, da Elternzeit nun mal private Zeit ist.
Darüber hinaus kann der Personaler sowieso nicht nachvollziehen, was für Aufgaben im Einzelnen wie gut durchgeführt wurden und auch andere Bewerber gut managen und organisieren können, dies dabei sogar mit einem Nachweis in einem berufsrelevanten Umfeld.
Dass Sie Ihre Kinder großziehen bzw. großgezogen haben, ist eine tolle Leistung, aber schlussendlich keine berufliche Qualifikation! Daher ist es naheliegend, die Elternzeit nicht ausführlich im Lebenslauf zu verpacken, sondern einfach nur den Fakt an sich zu nennen; und zwar mit “Elternzeit”.