Wenn du nahe Angehörige pflegst oder gepflegt hast, dann ist dies eine großartige Leistung. Deshalb solltest du die Pflegezeit auch im Lebenslauf angeben. Mit der Angabe der Pflege von Angehörigen vermeidest du eine Lücke im Lebenslauf.
Inhaltsverzeichnis Pflege von Angehörigen im Lebenslauf
- Vorteile und Nachteile der Angabe der Pflegezeit
- 1. Option: Rubrik für Pflegezeit erstellen
- 2. Option: Eigener Eintrag in Rubrik “Berufspraxis”
- 3. Option: In Jobeintrag integrieren
- 4. Option: Pflegezeit verschweigen
- Formulierung der Pflegezeit im Anschreiben
- Schluss: Pflege von Angehörigen darstellen
Vorteile und Nachteile der Angabe der Pflegezeit im Lebenslauf
Zu einem Leben gehören oftmals auch schwere Schicksalsschläge, von denen man selbst oder nahe Angehörige betroffen sein können. Solche Schicksalsschläge führen häufig zu einer Unterbrechung des Bildungsweges oder der Berufspraxis bzw. zu einem Kürzertreten.
Du musst immer bedenken, dass du es bei der Lebenslaufgestaltung nicht allen Arbeitgeber recht machen kannst. Arbeitgeber sind so unterschiedlich wie die Bewerber. Es gibt einige Vorteile und Nachteile der Angabe der Pflegezeit im Lebenslauf.
➤ Nachteile der Angabe der Pflegezeit
Einige Arbeitgeber sehen eine (längere) Pflege eines Angehörigen als negativ an. Denn dann bist du über einen bestimmten Zeitraum raus aus deinem Beruf gewesen. Womöglich wird dir dann unterstellt, dass dir berufsspezifische Kenntnisse und Fähigkeiten verloren gegangen seien.
Die Befürchtung vor Diskriminierung durch Arbeitgeber ist also nicht von der Hand zu weisen. Außerdem könnten einige Arbeitgeber vermuten, dass du in Zukunft auch weitere nahe Angehörige pflegen willst, falls dies notwendig werden sollte.
Du selbst kannst die Pflege von Angehörigen auch als private Angelegenheit einordnen, die in einem Lebenslauf nichts zu suchen hat. Dann fühlst du dich mit der Angabe der Pflegezeit eventuell unwohl.
Du steckst dann in einem Dilemma bei der Entscheidung der Angabe der Pflege eines Angehörigen. Wir stellen dir in diesem Artikel ein paar Optionen vor, damit du die richtige Entscheidung treffen kannst.
➤ Vorteile der Angabe der Pflegezeit
Viele andere Arbeitgeber sehen eine Pflegezeit dagegen positiv. Das gilt vor allem dann, wenn du trotzdem noch langjährige Berufserfahrung vorweisen kannst. Wenn du in einem sozialen oder medizinischen Beruf tätig bist, dann ist eine private Pflegezeit sogar eher förderlich.
Zudem bewerten viele Arbeitgeber die Angabe von persönlichen Herausforderungen als positiv. Denn sie schätzen deine Ehrlichkeit sowie deine Offenheit. Schließlich erfindest du so auch keine Lückenfüller für den Lebenslauf.
Darüber hinaus kannst du mit der Pflegeangabe auch ein Statement setzen. Du wünschst dir solche Arbeitgeber, die die Vereinbarkeit von Job und Familie unterstützen.
Wenn ein Arbeitgeber dann schon eine Pflegezeit negativ bewertet, dann entspricht so ein Arbeitgeber deinen Wünschen nicht. So sortierst du die “schlechten” Arbeitgeber aus.
Optionen für Angabe von Pflegezeit im Lebenslauf
Die Entscheidung für oder gegen die Pflege von Angehörigen im Lebenslauf hängt immer von deiner persönlichen Situation, dem potenziellen Job und der Arbeitgeberkultur ab.
Wäge vorher ab, wie die Angaben zur Pflegezeit in deinem Lebenslauf deinen beruflichen Zielen am besten dienen kann.
Folgende Optionen sind besonders beliebt, um im Lebenslauf die Pflege von Angehörigen anzugeben.
➤ 1. Option: Rubrik für Pflegezeit erstellen
Du musst die Pflegetätigkeit innerhalb der Familie nicht in die Rubrik „Beruflicher Werdegang“ einfügen. Stattdessen kannst du eine neue Oberrubrik erstellen:
Pflegezeit
Allerdings ergibt sich bei einer aktuellen längeren Pflegezeit die Problematik, dass in der Rubrik „Beruflicher Werdegang“ dann die letzte berufliche Station schon länger her ist, was unter Umständen Fragen beim Arbeitgeber aufwirft.
Du musst dann entscheiden, in welcher Reihenfolge du die Rubriken im Lebenslauf aufführst. Du kannst erst die Rubrik “Pflegezeit” und dann die Rubrik “Berufspraxis” wählen. Oder du gehst alternativ umgekehrt vor.
Wenn du die Pflegezeit im Lebenslauf nicht so stark betonen willst, dann nenne erst die Rubrik “Berufspraxis”. Falls du erst die Rubrik “Pflegezeit” nennst, dann sollte der Zeitraum der Pflege nicht zu groß gewesen sein.
Wenn dein bisheriger Werdegang noch durch weitere Familienzeiten geprägt ist, dann kannst du die Rubriken auch mit “Familienzeit” oder “Besondere Lebensphasen” bezeichnen.
➤ 2. Option: Eigener Eintrag in Rubrik “Berufspraxis”
Besonders wenn du schon viele berufliche Stationen vorzuweisen hast und die Pflegezeit schon länger her ist, kannst du sie in deiner Rubrik mit den beruflichen Stationen integrieren.
Du machst dann im Lebenslauf unter der Rubrik “Berufspraxis” einen separaten Eintrag mit Angabe des Zeitraums. Denn die Pflege eines Angehörigen ist immer auch mit praktischen Tätigkeiten verbunden.
Du darfst die Rubrik nur nicht “Stellen” oder “Jobs” nennen. Denn ein Job im eigentlichen Sinn ist die Pflegezeit nicht. Aber du bist praktisch tätig gewesen. Aber Bezeichnungen wie “Praktische Erfahrungen” oder “Beruflicher Werdegang” sind in Ordnung.
So ist eine klare zeitliche Zuordnung gewährleistet. Diese Variante eignet sich vor allem bei einer länger zurückliegenden Pflegezeit. Aber auch bei einer pflegerischen, sozialen oder medizinischen Berufslaufbahn ist diese Option gut geeignet. Auch wenn die Pflegezeit relativ lange gedauert hat, ist diese Option optimal.
Weniger gut geeignet ist diese Option, wenn du noch über wenig Berufserfahrung verfügst oder am Beginn deiner Berufslaufbahn stehst. Dann kann diese Option zu unnötigen Missverständnissen führen.
➤ 3. Option: In Jobeintrag integrieren
Eine weitere Option im Lebenslauf bei der Pflege von Angehörigen besteht darin, die Pflegezeit in den vorgehenden Jobeintrag zu integrieren.
Beruflicher Werdegang
Mit dieser Integration der Pflegezeit fällt der Blick stärker auf die jeweilige berufliche Station, ohne dass du die Pflegezeit verschweigst oder zu prominent darstellst. Ein Leser eines Lebenslaufs hat so alle wichtigen Informationen auf einen Blick.
Diese Option eignet sich, wenn die Pflegezeit nicht zu lange dauerte.
➤ 4. Option: Pflegezeit verschweigen
Manchmal willst du aus verschiedenen Gründen die Pflegezeit nicht im Lebenslauf angeben. Dann hast du bei längeren Pflegezeiten allerdings das Problem, dass Lücken entstehen, die du eventuell mit anderen Sachverhalten füllen musst. Das ist oft keine gute Variante.
Wenn du Angehörige neben dem Job gepflegt hast, dann ist die Angabe der Pflegezeit im Lebenslauf ebenfalls nicht notwendig und nicht angebracht. Denn es ist keine berufliche Lücke entstanden.
Wenn du aufgrund der Pflege von Angehörigen aber nur Teilzeit arbeiten konntest, dann kannst du bei der beruflichen Station einen Hinweis “Teilzeit wegen Pflege eines Angehörigen” machen. Das ist aber keine Pflicht.
Formulierung der Pflegezeit im Anschreiben
Im Anschreiben brauchst du die Pflege von Familienangehörigen in der Regel nicht anzugeben. Im Ausnahmefall kannst du zum Ende des Anschreibens eine kurze Erläuterung für eine Unterbrechung der Berufstätigkeit formulieren. Oder vielleicht willst du eine längere Ausbildungsdauer oder Studiendauer erklären.
Dann orientiere dich an den folgenden Formulierungen:
“Nach einer 16-monatigen beruflichen Auszeit durch die Pflege meiner dementen Mutter möchte ich bei Ihnen nun wieder beruflich durchstarten.”
“Wegen der Pflege meines Vaters habe ich vor 18 Monaten mein Berufsleben pausieren müssen. Da keine häusliche Pflege mehr notwendig ist, möchte ich meine berufliche Karriere gerne fortsetzen.”
“Aufgrund der Pflege meiner Großmutter konnte ich mein Studium nicht in der Regelstudienzeit beenden. Die Pflegezeit möchte ich aber nicht missen, denn sie hat mich persönlich stark geprägt.”
Im Lebenslauf Pflege von Angehörigen darstellen
Die Pflege von nahen Angehörigen ist nicht negativ, sondern gehört zu einem Leben manchmal dazu. Du musst die Pflegezeit nicht verleugnen. Denn würdest du gerne bei einem Arbeitgeber arbeiten wollen, bei dem eine Pflegezeit eines Bewerbers als negativ angesehen wird?
Betrachte die Pflege eines Angehörigen nicht als Makel, sondern als bewusste Entscheidung von dir. Darüber hinaus hast du nicht nur für Angehörige gesorgt, sondern auch viel gelernt. Du bist gestärkt aus dieser Lebensphase hervorgegangen.
Zusätzlich hast du mit deinen Pflegeerfahrungen auch transferierbare Fähigkeiten weiterentwickelt. Stressbewältigung und Organisationsfähigkeiten können dir im Berufsleben weiterhelfen.