Lückenlosigkeit wird von vielen Bewerbern in einer Art und Weise verstanden, dass sie sich zu sehr um die negativen Seiten ihres Lebenslaufes sorgen – und wie diese Lücken dann gut “verpackt” werden können. Aber ein Bewerber muss sich im Lebenslauf nicht für seinen Werdegang rechtfertigen, sondern in erster Linie die Eignung für die Stelle prägnant herausstellen. Deshalb sollte für Sie als Bewerber im Vordergrund stehen, einen argumentativen Lebenslauf mit Ihren positiven Seiten zu schreiben.
So geht der Arbeitgeber schließlich auch vor: das Unternehmen und die Stelle werden in den höchsten Tönen gelobt, die positiven Seiten herausgestellt. Kein Arbeitgeber redet schlecht über sich oder über längst vergangene Probleme, beispielsweise über Entlassungen oder ein schlechtes Betriebsklima. Deshalb sollten Sie beim Lebenslauf nach folgendem Motto verfahren: so ausführlich wie möglich, so ausführlich wie nötig. Haben Sie dabei den Mut zur Lücke. Ein lückenloser Lebenslauf sollte nicht Ihr oberstes Ziel sein.
Im Prinzip haben Sie für die Darstellung von Lücken die folgenden Möglichkeiten:
- verschweigen
- beschreiben
- kaschieren
Als Faustregel gilt: Je länger die Zeiträume der Lücken zurückliegen und je kürzer die Zeiträume der Lücken sind, desto eher können Sie sie verschweigen oder kaschieren.
Probleme und Lücken im Lebenslauf darstellen
Bei der Gestaltung des Lebenslaufes treten also bei vielen Bewerbern Schwierigkeiten auf, wenn es um die Lückenlosigkeit und die Relevanz von Lebenslaufstationen geht. So müssen zum Beispiel häufig mehrere Monate Freiraum zwischen zwei Beschäftigungsverhältnissen, eine lang andauernde Arbeitslosigkeit oder eine schwere Krankheit im Lebenslauf im Lebenslauf dargestellt werden.
Aber auch die Einordnung von Erziehungs-, Wehrdienst- oder Pflegezeiten können Bewerber vor größere Probleme stellen, da sie die chronologische Reihenfolge der Berufstätigkeit durchbrechen. Zusätzlich treten die Probleme des häufigen Arbeitsplatzwechsels oder das Arbeiten in nicht erlernten Berufsfeldern auf, so dass ein lückenloser Lebenslauf nicht umsetzbar ist. Folgende Situationen treten bei der Gestaltung des Lebenslaufes am häufigsten auf:
- Arbeitslosigkeit
- Elternzeit
- Längere gesundheitliche Beeinträchtigung
- Pflegezeit
- Wehr-/Zivildienst
- Auslandsaufenthalt/ Auszeit (privater Natur)
- Häufiger Arbeitsplatzwechsel
- Vorherige Kündigungen
- Selbstständigkeit
- Ausbildungsabbruch/ Studienabbruch
Mut zur Lücke im Lebenslauf: immer bei zeitlich kleinen Lücken
Wenn Sie Ihre wichtigsten Argumente prägnant darstellen, dann ist das wertvoller als eine Informationsflut mit ausschweifenden Erklärungen über Ihr komplettes Leben und ein lückenloser Lebenslauf. Etwas “auf den Punkt bringen können” ist durchaus eine im Berufsleben wichtige Stärke. Machen Sie es dem Leser daher so einfach wie möglich, denn dieser will vorrangig über Ihre Leistungen und Ihre Fähigkeiten informiert werden.
Denn obwohl der Lebenslauf Informationen der Vergangenheit enthält, ist der Lebenslauf ein der Zukunft zugewandtes Dokument. Ob Sie in der Zukunft die Aufgaben der Stelle lösen können, muss daher vorrangig aus dem Lebenslauf ersichtlich werden.
Daher gehen Sie nicht langatmig auf Abbrüche und Auszeiten ein, verwenden Sie aber auch keine Euphemismen. Durch lange Erklärungen und “Verpackungen” für diese Lebenslaufstationen entschärfen Sie im Allgemeinen nicht den ersten Eindruck über solche negativen Seiten, sondern richten erst recht den Scheinwerfer drauf.
Allerdings sollten Sie grundsätzlich nur über zeitlich kleine Lücken von bis zu 3 Monaten kommentarlos hinweggehen. Bei länger andauernden Lücken ist es ratsam, die Lücke entsprechend der Realität zu benennen, aber keine weitläufigen Erklärungen dazu abzugeben.
Lücken verschweigen und nicht näher benennen
Gerade Zeiträume, in denen keiner Berufstätigkeit nachgegangen wurde, bräuchten theoretisch gesehen gar nicht erst angegeben werden, denn unter der Rubrik “Berufliche Praxis”, “Beruflicher Werdegang” oder “Praktische Erfahrungen” werden begrifflich ja gerade Berufstätigkeiten und keine Arbeitslosigkeits-Zeiträume verstanden.
Für einen Personaler ist es durchaus verständlich, dass Beschäftigungsverhältnisse nicht immer nahtlos ineinander übergehen können und ein lückenloser Lebenslauf eine Seltenheit ist. Aber der Lebenslauf ist in erster Linie dazu da, Ihre Qualifikationen, Ihr Fachwissen und Ihre Leistungen darzustellen. Daher sind beschäftigungslose Zeiträume von ein paar Monaten bei dieser Darstellung in der Regel nicht hilfreich.
Wenn der beschäftigungslose Zeitraum allerdings drei Monate übersteigt oder mehrere beschäftigungslose Zeiträume auftreten, dann wird der Personaler natürlich zunehmend misstrauischer und zieht womöglich nicht gewünschte negative Rückschlüsse aus dem Lebenslauf. Dann ist Verschweigen nicht die beste Lösung.
Bei länger zurückliegenden Zeiträumen von Arbeitslosigkeit können Sie alternativ dazu übergehen, die Angabe der Zeiträume mit Beschäftigung in Jahreszahlen anzugeben oder verschiedene Beschäftigungen zu einem Zeitraum zusammenfassen. Denn ein Personaler interessiert sich nicht wirklich dafür, ob Sie mal vor zehn Jahren arbeitslos waren.
Lücken beschreiben: kurz und prägnant
Der sinnvollste Umgang mit Lücken im Lebenslauf ist wohl die kurze und prägnante Beschreibung; allerdings mit einer eher indirekten Wortwahl. So können Sie beispielsweise Zeiten der Arbeitslosigkeit auch mit “Arbeitsuche” beschreiben, ergänzt mit Angaben zu Ihren Aktivitäten (Besuch von Berufsmessen, Erwerb von Fachwissen, Schaltung von Stellenanzeigen).
Weitere Umschreibungen für die Arbeitslosigkeit sind zum Beispiel:
- Berufliche Neuorientierung
- Ausbildungssuche
- Bewerbungsphase
- Orientierungsphase
- Weiterbildungsphase
Wenn Sie zum Beispiel über einem längerem Zeitraum schwer krank gewesen sind, dann könnten Sie so einen Zeitraum auch mit “Arbeitssuche” deklarieren. Oder Sie geben neben dem Zeitraum kurz “Berufliche Rehabilitation nach schwerer Erkrankung” an, ergänzt um Tätigkeiten während dieses Zeitraumes.
Auch bei Ausbildungs- oder Studienabbrüchen sollten Sie keine unnötige Lücke entstehen lassen. Sie können auch ein abgebrochenes Studium oder eine abgebrochene Ausbildung im Lebenslauf nennen, indem Sie diese Zeiträume ganz normal darstellen, aber eben ohne Angabe eines Abschlusses.
Familienzeiten wie die Pflege von Angehörigen oder die Elternzeit können Sie auch problemlos im Lebenslauf angeben. Das sind keine tatsächlichen Lücken, sondern sie gehören zum Leben dazu. Solche Zeiträume stellen Sie am besten in einer zusätzlichen Rubrik nach der Rubrik “Berufliche Praxis” dar.
Egal wie Sie Lücken oder Probleme im Lebenslauf beschreiben, die Zeiten der Beschäftigungen bzw. Ihre Qualifikationen und Ihr Fachwissen müssen optisch deutlich überwiegen. Das gelingt Ihnen vor allem dadurch, dass Sie bei Ihren beruflichen Stationen auch immer Ihre Tätigkeitsschwerpunkte detailliert nennen.
Wenn Sie viele Lücken und Probleme im Lebenslauf vorzuweisen haben und ein lückenloser Lebenslauf für Sie nicht umsetzbar ist, dann können Sie beispielsweise auch die Rubrik “Kenntnisse und Fähigkeiten” gleich nach der Rubrik “Persönliche Daten” einordnen. Auf diese Weise hat der Leser sofort Ihre besten Argumente im Blick.
Eine weitere Alternative, um die Lücke oder das Problem etwas zu verstecken, ist es, die Lücke bzw. das Problem nicht in einem extra Punkt zu thematisieren, sondern an den zeitlichen vorhergehenden Zeitraum anzuschließen:
Berufliche Praxis
08/2016 – 05/2019 | Sachbearbeiter, Firma ABC, Berlin Controlling von Kooperationen und Beteiligungen, Rechnungswesen – anschließend Orientierungsphase |
Lücken kaschieren
Ein Lebenslauf unterliegt der Wahrheitspflicht: Bewerber dürfen den potentiellen Arbeitgeber nicht über wesentliche Qualifikationen und über Beschäftigungsverhältnisse täuschen. Dennoch werden in Bewerbungsratgebern und bei Bewerbungstrainings häufig Ratschläge gegeben, die Lücken bzw. Probleme durch so genannte Lückenfüller zu kaschieren, um einen möglichst lückenlosen Lebenslauf erstellen zu können. Im Folgenden finden Sie Beispiele für solche Lückenfüller:
- Selbstständigkeit
- Pflege Angehöriger
- Auslandsaufenthalt
- Berufliche Orientierung
- Ehrenamt
- Fortbildung (im Selbststudium)
- Praktikum
- Sprachkurs
- Nebenjobs (ohne Nachweis)
Solche Lückenfüller sind als sehr kritisch einzuschätzen und sollten nur eine absolute Notlösung sein. Denn die Personaler kennen den Zweck solcher Lückenfüller ganz genau und werden auf kaschierte Lücken und Probleme erst recht aufmerksam, wenn der Lebenslauf zu perfekt ist. Die Darstellung im Lebenslauf muss plausibel und wahrheitsgemäß sein.